Die Zahl der Kinder, die weltweit in Kriegs- und Konfliktregionen aufwachsen, schockiert. Unicef ruft dennoch zu Zuversicht auf
Rund 250 Millionen Kinder wachsen derzeit nach einer aktuellen Unicef-Schätzung in Ländern auf, in denen Gewalt und Anschläge zur Tagesordnung gehören. Für eben solche Kinder setzt sich das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen seit 1946 ein. Allein 2016 hat die Organisation unter anderem drei Millionen Kinder in Syrien gegen Polio geimpft, ihnen Schulmaterial zur Verfügung gestellt und die Wasserversorgung vor Ort unterstützt. In Nigera wurden 136 000 Kinder wegen Mangelernährung behandelt. 300 000 Kinder im Irak erhielten Kleiderpakete, um den Winter zu überstehen. Nicht selten fehlt es eben nur an banalen Dingen wie einer warmen Decke, um ein Menschenleben zu retten.
Neben solchen ersten und unerlässlichen Hilfsmaßnahmen ist die psychologische Betreuung ein wichtiger Teil der Arbeit in Krisengebieten. In Deutschland helfen sogenannte child friendly spaces in Notunterkünften jungen Geflüchteten, wieder ein Stück Kindheit zu erleben. Leider fließen nur zwei Prozent der Unicef-Gelder in die psychologische Betreuung von traumatisierten Jugendlichen. Zu wenig Geld gibt es außerdem für die Präventionsarbeit zur Verhinderung von Kriegen und humanitären Krisen. Bärbel Kofler, Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe, mahnt, dass es oft erst dann Gelder gebe, wenn der Konflikt bereits besteht: „Dabei kann man der Welt viel Leid ersparen, wenn man rechtzeitig in die Vermittlung zwischen Konfliktparteien oder Schutzmaßnahmen gegen Umweltkatastrophen investiert.“
Teilweise ist es in Kriegsgebieten aber auch nicht einfach, angemessen Hilfe zu leisten. „Auch die Helfer vor Ort verlieren oft ihr Zuhause, Familienangehörige oder sogar ihr eigenes Leben“, lautet die traurige Bilanz von Frank Mohrhauer vom Roten Kreuz. Die Kondolenzschreiben für 50 Mitarbeiter des Roten Halbmondes, der in Syrien mit dem Roten Kreuz kooperiert, seien im vergangenen Jahr über seinen Schreibtisch gegangen.
Angesichts solch ausweglos scheinender Situationen sei es unabdingbar, nicht die Hoffnung zu verlieren, mahnt Bärbel Kofler. Bei dem diesjährigen Unicef-Neujahrsgespräch im Schloss Bellevue erzählt sie von einer Gruppe Jugendlicher, die sie in Syrien kennengelernt hat. Diese hätten mitten im Krieg darauf bestanden, in die Stadt zu fahren, um ihre Schulabschlussprüfungen abzulegen. Denn auch wenn sie in ihrer jetzigen Situation nichts mit einem Abschluss anfangen könnten, würden sie auf ein Leben nach dem Krieg hoffen.
Cana Durmusoglu, 20 Jahre