Marcus Werner fragt die Jugendredaktion: „Was müssten wir öffentlich-rechtlichen Fernsehmacher anders machen, damit wir für mehr junge Leute wieder das Lieblingsprogramm liefern?“
Die Jugendredaktion antwortet: Hallo Marcus, wenn ich deine Frage lese, muss ich zuerst darüber nachdenken, wann die Öffentlich-Rechtlichen überhaupt einmal die Lieblingsprogramme Jugendlicher waren. Heute sind sowohl das Erste und Zweite als auch viele dritte Programme als „Musikantenstadl“ ausstrahlende, Zoogeschichten erzählende, Talkshow wiederholende Oma-Sender verschrien, die man einmal im Jahr zu Silvester anschaltet, um zur richtigen Zeit anzustoßen. Während einige öffentlich-rechtliche Radiosender auch bei jungen Leuten ziemlich beliebt sind, hängt das Fernsehen hinterher. Das liegt nicht nur am Sendeprogramm, das uns ganz und gar nicht anspricht, sondern auch an einer wenig modernen Präsenz im Internet.
Wenn sich die öffentlich-rechtlichen Fernsehmacher mehr junge Zuschauer wünschen, sollten sie vor allem mutiger werden. Ein gutes Beispiel ist Jan Böhmermann mit seiner Sendung: „Neo Magazin Royale“. Wieso wird der Arme zu Zeiten ausgestrahlt, zu denen normale Schüler und Studenten im Bett liegen? Kein Wunder, dass die meisten seine Sendung im Internet verfolgen.
Ebenfalls unvorteilhaft sind regionale Nachrichtensendungen, die über spannende Themen wie Dauerbaustellen und Geschehnisse in den drei immer gleichen Rentnervierteln berichten. Dass Information sein muss, ist klar, und natürlich interessieren uns auch Neuigkeiten, die nicht nur Partys und Rock-Konzerte betreffen. Doch vielleicht könnte man solche Formate jünger gestalten, mit jüngeren Moderatoren und ab und an jüngeren Themen.
Was wir Jugendlichen außerdem nicht mehr sehen können, sind Quizsendungen und Schwarz-Weiß-Klassiker. Damit das klar ist: Wir wollen nicht, dass ARD und ZDF zu Vox und RTL-II-Kopien werden. Reality-TV in den Öffentlich-Rechtlichen wäre fatal. Vielleicht würde eine jugendliche Präsenz in der Öffentlichkeit schon etwas bringen. Facebook- und Twitter-Seiten, die nicht nur ellenlang das Programm beschreiben, sondern kurz und knackig Empfehlungen für die Freizeit geben. Das Internet bietet so viele Möglichkeiten, junge Leute zu erreichen. Sponsoring von Festivals oder Sportwettkämpfen würde bei uns Eindruck hinterlassen.
Dass Ihr Euch bemüht, sehen wir. Aber da geht noch mehr. Mutigere Sendungen zu schülerfreundlichen Zeiten, mehr Online-Präsenz, auch mal ein Bericht von einer Jugendveranstaltung – und ich verspreche: Wir werden schon heute Eure Stammzuschauer. Und nicht erst in 30 Jahren.
Ihre Aniko Schusterius (18 Jahre)