Promifrage

Leslie Clio fragt die Jugendredaktion: „Wenn du die Macht hättest, die Zweite und Dritte Welt abzuschaffen, sodass die ganze Welt gleichberechtigt und nach gleichem Standard leben könnte, was wären dann unsere neuen Probleme und Themen?“

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Leslie Clio ist Soulsängerin. Foto: Tina Linster

Die Jugendredaktion antwortet: Liebe Leslie Clio, ehrlich gesagt bin ich mit der Frage nicht wirklich einverstanden. Die Begriffe „Zweite“ und „Dritte Welt“ stammen aus der Zeit des Kalten Krieges. Sie bezeichneten die damaligen Ostblockstaaten beziehungsweise jene Länder, die sich neutral verhielten. Auch wenn es in der Berichterstattung über die Ukraine-Krise anders klingt, der Kalte Krieg ist seit 25 Jahren vorbei und die Verwendung der Begriffe heute wie damals unangebracht. Wolltest du auf die Staaten anspielen, die heute oft als Entwicklungsländer bezeichnet werden? Für sie ist die Bezeichnung nicht ganz so altmodisch, aber letztlich auch nicht richtig, weil sich doch eigentlich alle Länder entwickeln. Wir unterstellen mit der Bezeichnung aber, selbst fertig entwickelt und den anderen Ländern also einen Schritt voraus zu sein. Ich glaube es wäre besser und richtiger, von Ländern des globalen Südens zu sprechen. 
Das ist jetzt etwas spitzfindig, aber ich denke, es geht ja eigentlich nicht darum, diese Länder abzuschaffen, sondern ihre Probleme –  Hunger, Armut, bestimmte Krankheiten? Wenn ich das könnte, würde ich es natürlich sofort tun, aber leider geht das nicht so leicht.

Weltkugel
Die Begriffe Zweite und Dritte Welt sind veraltet. Es gibt nur eine Welt. Foto: DPA

Viele dieser Probleme basieren auf Abhängigkeiten, die bis in die Kolonialzeit zurückreichen und es vielen dieser Länder unmöglich machen, etwa aus ihrer Rolle als Rohstofflieferanten für die Industriestaaten auszubrechen. Würden wir versuchen, die materiellen Lebensstandards des globalen Nordens und Südens einander anzupassen, müssten wir unseren eigenen Lebensstil gewaltig verändern. Denn letztlich sind wir die Ursache für die Probleme des Südens. Lebensmittel, Kleidung, Rohstoffe – all das bekommen wir nur so billig, weil wir den Menschen, die diese Produkte im Süden herstellen und fördern, kaum eine Gegenleistung dafür geben. 
Wenn wir die Probleme des Südens beseitigen würden, wäre unser neues großes Problem, dass wir selbst uns sehr viel weniger leisten könnten.Richtig wäre es, sich dieser Herausforderung zu stellen.


Ihre Josephine Valeske (18 Jahre)


 

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