Berlinale-Beitrag
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Danmark & Hendi va Hormoz: Berlinale geht mit starken Jugendfilmen zu Ende

Am gestrigen Sonntag gingen die 68. Internationalen Festspiele zu Ende. Unter dem Motto „Von wirklichen Märchen und märchenhaften Wirklichkeiten“ wurden auf der Berlinale 60 Kurz- und Spielfilme in der Kategorie Generation für das junge Publikum gezeigt.

Märchenhaft erschienen die Filme eher selten, aber die Sektion bekräftigt mit ihrer Auswahl anspruchsvolles junges Kino zeigen zu wollen. Die Leiterin der Sektion Generations Maryanne Redpath wolle mit der Auswahl Anstöße und Reflexionsflächen für Jugendliche und Kinder schaffen.

Ein Alleinstellungsmerkmal der Berlinale ist, dass es eines der wenigen großen Filmfestivals ist, welches auch ein Augenmerk auf kleinere, unbekannte Filme legt und so Chancen für Filmemacher, aber auch für das Publikum bieten, eine alternative Filmwelt abseits des Mainstream kennenzulernen. Die spannendsten Geschichten spielen sich dabei meist hinter den Kulissen ab.

DANMARK

So erfährt man nach dem Screening des dänischen Filmes „Danmark“, dass das gesamte Script nur elf Seiten gehabt habe – und zwei Sätze an Dialog. Der Rest sei improvisiert. Gerade das macht den Film besonders authentisch. Ohne Score kommt er dabei besonders unaufgeregt – manchmal fast schon zu langsam – daher. Sein „Denmark“ zeigen, darum ging es dem Regisseur Kasper Rune Larsen’s. Die Geschichte spielt in der Vorstadt und mittendrin der 18-jährige Norge, der sich selbst als einer beschreibt, der „one-night-stands and beer and getting high with my mates“ zum Zentrum seines Lebens gemacht hat. Plötzlich steht die 16-jährige Jose in seiner Wohnung und behauptet, von ihm schwanger zu sein. Vom Schicksal vereint kommen Norge und Jose sich näher und fange an, ihr bisheriges Leben zu hinterfragen – auch wenn das Wort „Liebe“ ihnen nicht in den Sinn kommen würde. Warum der Charakter immer dasselbe Outfit trage, fragt jemand im Publikumsgespräch. Die simple Antwort des Regisseurs fasst den Film gut in einem Wort zusammen: „Continuity“.

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Hendi va Hormoz

Im krassen Kontrast dazu steht der Film „Hendi va Hormoz“. Eine bunte Lichterkette bestrahlt das kleine Zimmer. Draußen feiern Menschen. Und mitten im Raum, auf einer kleinen Matratze, sitzen Hendi und Hormoz weit voneinander entfernt. Sie wurden gerade miteinander verheiratet. Hendi ist 13 und Hormoz 16. Die zwei Jugendlichen, anhand derer die Realität in den Slums des Irans gezeigt wird, leben in einer paradoxen Welt. Sie werden konfrontiert mit Armut, Überlebenskampf und Schwangerschaft – zugleich wirken sie wie Kinder, die ein Spiel spielen. Das Budget für den Film, würde in anderen Ländern nicht einmal für einen Kurzfilm reichen, verkündet der Regisseur Abbas Amini nach dem Screening. Soziale Probleme offen anzusprechen, sei im Iran eine sehr schwierige Sache.

Die eigene Lebenserfahrung der Hauptdarsteller Zohre Eslami (Hendi) und Hamed Alipour (Hormoz) werden in dem Film, vor atemberaubender Kulisse, dokumentiert. Sie haben dasselbe Alter, wie ihre Charaktere, gehen demselben Beruf nach und stehen vor ähnlichen Hindernissen, aber auch Sehnsüchten. Hoffnung auf ein besseres Leben.

Am Ende hinterlässt einen die Berlinale Generation mit neuen Fragen, Ideen und manchmal, bekommt man auch Antworten. Anders als öfters kritisiert, brilliert die Sektion auf ein neues, gerade in dem die Filme ihr Publikum ernst nehmen, aber nicht überfordern. Es sind Filme, die Kunst und zugleich Spiegel sind. Ein Spiegel dafür sich selbst wiederzuerkennen, zu reflektieren, zu positionieren und ein wenig mehr in die Welt einzuordnen.

Beitragsfoto: Berlinale

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Kategorien Film & Fernsehen Medien

Ein Wort. Ein Satz. Gesprochen, Gehört, Geschrieben. Sie haben Macht. Macht zu erfreuen, zu provozieren, zu informieren, Halt zu geben, zu berühren. Ich will mich hinterfragen und den Leser dabei auf diese Reise mitnehmen. Was dabei rumkommt? Das kann nur jeder für sich selbst wissen, aber das Wichtigste ist, sich immer wieder mit der Welt auseinanderzusetzen. Deshalb schreibe ich und bin sehr dankbar, Teil von Spreewild zu sein.