Eine junge Frau sitzt auf einer Matratze
Tania sucht ein besseres Leben – und landet in einem Club, in dem sie ihren Körper verkaufen muss.

Das dunkle Schicksal von Tania (und vielen anderen)

In „By the name of Tania“ ist leider nichts erfunden. Der starke Berlinale-Film gibt den Opfern von Zwangsprostitution ein Gesicht.

„Es gibt einen Ort, an dem leben reiche Männer. So reich, dass sie die Mädchen, die ihnen besonders gut gefallen, mit Gold bestäuben.“ Auch die junge Peruanerin Tania folgt diesem Versprechen nach einem Leben in Reichtum und den romantischen Küssen junger Ritter. Dabei gerät sie in die Schlingen der Prostitution: Hübsch ausstaffiert soll sie in einem Club mit Männern tanzen und sich ihnen körperlich hingeben. Jeder Versuch zu fliehen wird in Benzin getränkt und verbrannt.

„By the name of Tania“ lief auf der Berlinale in der Sektion „Generation 14plus“. Der Film folgt den Schritten der wahren Tania. Nichts ist erfunden, nur nacherzählt. Die Umgebung, die Zuhälter, die Polizei, die Menschen auf der Straße – alles echt.

Fünf Jahre dauerte diese Reise, inklusive Ideenfindung, Casting und Dreharbeiten. Zerstochen von Moskitos folgte das Filmteam seinem Instinkt. Es konnte kein Drehbuch geben, also mussten sie spontan entscheiden, wo was wie gefilmt wird. Eine Herausforderung war auch die Suche nach einer Hauptdarstellerin: ein Mädchen, das Dunkelheit in sich trägt, ohne sie zu spielen. Sie fanden sie in Tanit Lidia Coquiche Cenepo, die ein ähnlich schmerzvolles Schicksal wie Tania hat.

Der peruanischen Goldmafia passte der Filmdreh gar nicht

„Tania ist nur ein kleiner Teil in diesem System. Es gibt so viele andere Schicksale, die nie erzählt werden“, erklärt Regisseurin Mary Jiménez im Interview. Dabei gebühre jedem eine Stimme. „Der Spagat aus Ethik und Politik gestaltete sich schwierig. Wir wollten die Gewalt und den Missbrauch zeigen, ohne ihn direkt auf die Leinwand zu projizieren“, sagt Bénédicte Liénard, die zweite Regisseurin. Eine Herausforderung, schon beim Dreh. Zwischen den Häusern der peruanischen Goldmafia seien die Dreharbeiten besonders schwer gewesen. Das Team habe vor einem wütenden Mob fliehen müssen, erzählt Liénard, der noch dazu vom Bürgermeister persönlich angeführt worden sei.

Zustande kam ein leiser Film mit wenigen Worten und einer lauten Botschaft. Es ist ein Film über Armut und Verzweiflung, über junge Männer, die sich eine Woche in der Goldmine abschuften, um eine Nacht bei ihrer geliebten Mätresse im Club zu verbringen. Eine Geschichte über hoffnungsvolle Mädchen, die auf der Suche nach einem besseren Leben ihre Seele und ihren Körper verkaufen. Es ist die Geschichte, wie Sklaven gemacht werden. Falls ihr die Chance bekommt, ihn zu sehen: Es lohnt sich!

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Kategorien Film & Fernsehen Medien

Immer auf dem Sprung zu neuen Themengebieten möchte ich die Gegebenheiten der Welt aufdecken. Was ich da machen kann? Schreiben! Schreiben, über den Sinn des Lebens. Schreiben, über UN-Konventionen und Kinderschokolade. Schreiben, über die täglichen Erfahrungen eines ehemaligen Mitgliedes von Scientology. Mit großer Leidenschaft zur Recherche versuche ich die Welt besser zu verstehen und möchte alle Leser daran teilhaben lassen. Spreewild nutze ich dabei gerne um Themen anzusprechen, die im gesellschaftlichen Salon absichtlich vergessen bleiben. Das Unausgesprochene aussprechen. Die Tatsachen auf den Tisch packen. Das ist für mich Journalismus.