Zu voll, um für voll genommen zu werden

Aniko Schusterius:  „Lehrer sollten Vorbilder sein, keine schlechten Beispiele.“ Foto: privat
Aniko Schusterius: „Lehrer sollten Vorbilder sein, keine schlechten Beispiele.“ Foto: privat
Von Aniko Schusterius, 18 Jahre

Wer schon einmal auf Klassenfahrt war, weiß welche Grundregeln Lehrer zu Beginn stets predigen: Zimmer nach Geschlechtern getrennt, Nachtruhe ab 22 Uhr und: KEIN ALKOHOL. Die Missachtung dieser Vorgaben führt im schlimmsten Fall zur sofortigen Heimreise. Genau dieses Schicksal ereilte in der vergangenen Woche Zehntklässler einer Realschule auf einer Klassenfahrt nach Hamburg. Bereits am ersten Abend kam es zu einem Alkoholexzess mit Platzwunden und Polizeieinsatz. Daran beteiligt waren allerdings nicht die Schüler, sondern die zwei mitreisenden Lehrer. Nach Aussage der Schüler hatten diese nach dem Genuss einer großen Menge Alkohol einige Probleme, zurechtzukommen. Einer der beiden, stürzte sogar die Treppe hinunter. Die Polizei informierte die Schulleitung. Die Klassenfahrt wurde nach nur einem Tag abgebrochen. So witzig diese Meldung klingt, der Hintergrund ist doch ernst.Lehrer sind Vorbilder. Kein Pädagoge kann erwarten, – Entschuldigung – für voll genommen zu werden, wenn er im Biologieunterricht über den verantwortungsvollen Umgang mit Drogen und Alkohol spricht und später seine Grenzen nicht kennt. So kann man nur als abschreckendes Beispiel dienen.

Einzelfälle wie dieser zeigen, dass es Menschen in diesem Beruf gibt, die sich ihrer Verantwortung nicht bewusst sind. Sicherlich sind Zehntklässler eigenständig und müssen nicht die ganze Nacht bewacht werden. Trotzdem sollte den Lehrern ihre Situation klar sein. Auf einer mehrtägigen Reise sind sie die ersten Ansprechpartner der Schüler. Und das nicht nur von 8 bis 16, sondern rund um die Uhr. Was wäre gewesen, wenn sich, während die Lehrer betrunken waren, doch zwei Schüler rausgeschlichen hätten, und ihnen etwas passiert wäre? Die Lehrer hätten nichts unternehmen können. Zehntklässler sind zwischen 15 bis 17 Jahre alt und somit nicht volljährig.

Die Lehrer müssen sich nun vor ihren Schülern, deren Eltern und der Schulleitung verantworten. Einen Alkoholtest durften die Polizisten aus rechtlichen Gründen in dieser Nacht übrigens nicht machen. Schade, denn so viel ist sicher: Diesen Test hätten beide mit voller Punktzahl bestanden.

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Kategorien Politik

90er-Kid, Bücherwurm, Weltenbummler. Ich liebe Musik und das geschriebene Wort. Letzteres kann man von mir seit 2012 hier lesen. Meine große Leidenschaft gilt dem Theater, das mich mehr als alles andere fasziniert. Wenn ich durch die Straßen Berlins laufe, kommt mir das Leben vor wie eine Aneinanderreihung vieler kleiner Inszenierungen, deren Geschichten alle festgehalten werden wollen. So inspiriert mich unsere Hauptstadt stetig zu neuen Themen für unsere Seite.