In der Schule sollten Lehrer arbeiten

Julien Hoffmann steht Quereinsteigern kritisch gegenüber Foto: Privat
Julien Hoffmann steht Quereinsteigern kritisch gegenüber Foto: Privat
Von Julien Hoffmann, 20 Jahre

Wenn ich erzähle, dass ich Geschichte studiere, erwidern die meisten wissend: „Ah, Lehramt“. Geschichte ist offenbar ein typisches Lehrerfach. Weil ich mir zu Beginn des Studiums aber nicht vorstellen konnte, je wieder eine Schule von innen sehen zu wollen, studiere ich das Fach ohne Lehramtsoption. Inzwischen könnte ich zumindest in Berlin dennoch Lehrer werden.

Von den 2005 Lehrern, die für das kommende Schuljahr eingestellt wurden, sind knapp 300 sogenannte Quereinsteiger. Leute also, die eben auch nicht auf Lehramt studiert haben und bisher in der freien Wirtschaft oder in Wissenschaft und Forschung gearbeitet haben. Diese hohe Zahl an Bewerbern, die eigentlich nicht die richtige Qualifikation für den Job haben, erklärt sich durch den Lehrermangel, der so akut ist, dass der Senat im Prinzip am liebsten jeden mit Studienabschluss sofort vor die Klasse stellen würde – pädagogische Fähigkeiten hin oder her.

Nun müssen Quereinsteiger nicht ungeeignet für den Lehrerberuf sein. Im Gegenteil: Unkonventionelle Lehrmethoden können frischen Wind in den Unterricht bringen. Die Berufserfahrung der Quereinsteiger kann ihnen neue Herangehensweisen ermöglichen. Ich hatte einen Physiklehrer, der vor seiner Zeit im Lehrbetrieb bei der Nasa tätig war. Er ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass ich heute weiß, worum es geht, wenn von Quantenmechanik und Induktionsverfahren die Rede ist. Auch werden die Quereinsteiger parallel zu ihrer Lehrtätigkeit pädagogisch geschult.

Dennoch gibt es das Lehramtsstudium nicht ohne Grund. Es bereitet die künftigen Lehrer auf ihren Berufsalltag vor und macht sie mit wichtigen Lehrmethoden vertraut. Entscheidend ist, dass grundlegende pädagogische Fähigkeiten vermittelt werden. Es mag also stimmen, dass einige Quereinsteiger gerade durch ihre unkonventionellen Unterrichtsmethoden überzeugen. Aber erstens sind das bei Weitem nicht alle. Und zweitens können sie deshalb noch lange nicht mit widerspenstigen „Problemklassen“ umgehen oder wissen, wie man Konflikte in Klassen löst. Die größte Sicherheit, dass ein Lehrer weiß, wie man sich in solchen Situationen zu verhalten hat, bietet immer noch das Lehramtsstudium.

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Kategorien Politik

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