Marlene Mähler unterstützt Lehrer, die auf die Straße gehen statt in die Schule.
Vergangene Woche bekam ich eine neue Klassenkameradin. Sie ist die 34. Schülerin in unserer zehnten Klasse. In den Jahren zuvor kam mir der Unterricht mit rund 30 Schülern normal und akzeptabel vor, aber weil die Zahl in letzter Zeit stetig wächst, wird das Aufpassen immer schwerer.
Kommende Woche soll es Streiks geben, an denen sich die angestellten Lehrer beteiligen. Eine ihrer Forderung lautet: 5,5 Prozent mehr Lohn. Dafür werden sie kritisiert, weil sie bereits gut bezahlt werden. Allerdings wird übersehen, dass die Lehrer nicht nur mehr Geld wollen. Auf das große Ganze gesehen ist ihre wichtigste Forderung, etwas gegen den Personalmangel zu tun.
Dafür auf die Straße zu gehen, finde ich richtig. Denn zu wenig Lehrer und zu viele Schüler – das passt nicht zusammen. Die Schulen müssen immer mehr Schüler aufnehmen, aber es werden nicht genug neue Lehrer eingestellt. Die Folge sind nicht nur überfüllte Klassen, sondern auch Unterrichtsausfälle. Weil die Lehrer so knapp sind, gibt es keine Vertretung, wenn einer krank ist. Natürlich fallen durch den Warnstreik auch Schulstunden aus. Was für ein Trick: Die Lehrer lassen den Unterricht ausfallen, damit weniger Unterricht ausfällt.
Von Marlene Mähler, 15 Jahre