Klartext: Wir sind mehr wert als einen Sonderapplaus


Vivian Yurdakul: „Junge und alte Engagierte sollten gemeinsam geehrt werden.“ /Foto: Privat


von Vivian Yurdakul, 21 Jahre


Wenn hohe Politiker sich dazu durchringen, die Jugend in Deutschland zu fördern, dann können wir uns an dieser Stelle normalerweise zu einem Lob dafür durchringen. Auch die Idee von Bundespräsident Christian Wulff, ehrenamtliches Engagement junger Menschen künftig stärker zu würdigen, ist im Grundsatz gut. Über die jüngste Initiative zur Umsetzung wundern sich seit vergangener Woche allerdings viele, zu Recht. Die Idee ist, dass Wulff am 26. August das Bundesverdienstkreuz ausschließlich an junge Menschen verleihen will. Die Auszuzeichnenden sind zwischen 25 und 31 Jahren alt.
Man kann sich nun fragen, ob die 14 künftigen Träger des Bundesverdienstkreuzes, die im Schloss Bellevue empfangen werden, tatsächlich die Jugend repräsentieren, an die man gedacht hat, als Wulff von dem Engagement Jugendlicher sprach. Und zwar nicht nur, weil sie im Altersdurchschnitt nicht mehr ganz jugendlich wirken, sondern auch, da zu den Preisträgern mit Popstar Jeanette Biedermann (30 Jahre) und Schauspielerin Wolke Hegenbarth (31 Jahre) auch Prominente gehören, deren Engagement nicht wirklich mit dem von ganz normalen Jugendlichen zu vergleichen ist, die sich Woche für Woche viel Zeit von ihrer knappen Freizeit abknapsen, um sie freiwillig anderen zur Verfügung zu stellen.


Mehr noch stört allerdings, dass Wulffs Idee bereits im Ansatz nicht schlüssig ist. Dass bei dieser einen Verleihung ausschließlich junge Menschen geehrt werden sollen, wirkt fast, als könne sich deren Engagement nicht mit dem der älteren Verdienstkreuzträger messen. Das Ziel der Initiative, die stärkere Würdigung des Engagements junger Menschen, wäre damit verfehlt. Die jungen Ausgezeichneten kämen wie ein Kinderchor daher, dem man applaudiert, auch wenn er schief gesungen hat, einfach weil sich die Kleinen Mühe gegeben haben. Es sollte selbstverständlich sein, dass die Träger nicht nach ihrem Alter, sondern nur nach ihrer Leistung ausgewählt werden. Christian Wulff sollte sich dazu entscheiden, Ehrenamtliche in Zukunft unabhängig von ihrem Alter gemeinsam auszuzeichnen. Nur so kann er sein Versprechen, das Engagement Jugendlicher zu belohnen, wahr machen. Und dann wäre vielleicht sogar für ihn selbst noch ein Verdienstkreuz drin. Denn das gibt es auch für generationenübergreifendes Engagement.


Was haltet ihr von Wulffs Initiative? Kennt ihr Jugendliche, die das Bundesverdienstkreuz verdient hätten? Diskutiert mit uns auf spreewild.de

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Kategorien Politik

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