Meinung lohnt sich auch unentgeltlich

Cordula Kehr erinnert Stefan Raabs neue Talkshow an Wahlkampf. Foto: Privat

Von Cordula Kehr, 21 Jahre


Wenn Politiker in Talkshows diskutieren, verursachte das bisher meist eher verhaltenes Gähnen. Seit letztem Sonntag versucht Pro Sieben das mit der von Stefan Raab moderierten Sendung „Absolute Mehrheit“ zu ändern. Sie richtet sich an ein junges Publikum. Unter dem Motto „Meinung muss sich wieder lohnen“ diskutieren bei Raab Politiker und Bürger. Wie bei einer Casting-Show können die Zuschauer während der Sendung telefonisch darüber abstimmen, welcher Gast ihre Zustimmung hat. Erreicht einer der Eingeladenen die absolute Mehrheit der Stimmen, also mehr als 50 Prozent, gewinnt er 100 000 Euro.


Den Machern geht es nach eigener Aussage darum, Ideen nicht wie in herkömmlichen Polit-Talkshows im Raum stehen zu lassen, sondern sie zu bewerten. Was gut klingt, hat einen Nachteil: Im Studio wird eine Situation wie im Wahlkampf geschaffen. Und erfahrungsgemäß machen Politiker vor Wahlen unrealistische Versprechen oder sagen Dinge, über die sowieso Konsens herrscht, um keine Wähler zu verschrecken.


Zwar könnte der Moderator die Kandidaten dazu bringen, klarer Position zu beziehen. Raab zog es jedoch vor, die Diskussion zu unterbrechen, um den Zwischenstand der Abstimmung zu verkünden und seine Gäste daran zu erinnern, sich um die Gunst der Zuschauer zu bemühen.

Wenn man wie die Macher von „Absolute Mehrheit“ junge Zuschauer erreichen möchte, sollte man zwei Dinge bedenken: zum einen, dass es für politisch unerfahrene Zuschauer wichtig ist, Inhalte zu vertiefen; zum anderen, dass die Art, wie diskutiert wird, Vorbildcharakter hat. Es wäre schön, von Polit-Talkshows vermittelt zu bekommen, dass sich manchmal auch unpopuläre Meinungen lohnen, mit denen man es aushalten muss, in der Minderheit zu sein – selbst wenn einem dafür niemand 100 000 Euro schenkt.


Ist „Absolute Mehrheit“ das Talkformat von morgen? Sagt uns eure Meinung!

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Kategorien Politik

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