Die Jugendredaktion hat das Konzept testen lassen
Von der Klasse 8.4 der Fritz-Karsen-Schule
Wickie und die starken Männer, Hägar der Schreckliche – wer kennt die raubeinigen Wikinger nicht? Aber sie waren auch talentierte Schiffsbauer, unerschrockene Entdecker und frühe Weltreisende. In der Ausstellung „Die Wikinger“, die noch bis 4. Januar läuft, müssen die Besucher ihre Vorurteile über das vermeintlich kriegerische Volk aus dem hohen Norden über Bord werfen. Dafür erfährt man viel Neues, etwa dass bei ihren oft wochenlangen Fahrten über die Weltmeere rund einhundert Mann die ganze Zeit an Deck eines etwa 37 Meter langen und vier Meter breiten Schiffes zusammengedrängt aßen, schliefen und lebten. Die von zahlreichen großen Berliner Unternehmen wie dem Energieversorger Vattenfall unterstützte Ausstellung bietet etwas an, das es in Museen bisher nur vereinzelt gibt, das aber im wahrsten Sinne des Wortes Schule machen könnte: Führungen speziell für Jugendliche. Als Schulklasse hatten wir Gelegenheit, das Konzept für die Jugendredaktion der Berliner Zeitung zu testen.
Einblick ins Wikinger-Leben
Auf einer Führung mit einer Archäologin erfahren Jugendgruppen, dass – anders als landläufig bekannt – bei Weitem nicht alle Wikinger Räuber und Plünderer waren. Die meisten von ihnen lebten in ihren Siedlungsräumen, dem heutigen Dänemark, Schweden und Norwegen bis Grönland als Händler, Bauern und Handwerker in Dörfern. Dass die Wikinger feiern konnten, ist bekannt, aber dass sie dabei nicht nur mit Bier und Met, sondern auch mit Apfelsaft angestoßen haben, hörten wir das erste Mal.
Auch in ihrer Gestaltung richtet sich die Ausstellung mehr als viele andere ihrer Art an Kinder und Jugendliche: Im Zentrum steht ein Nachbau des längsten Wikingerschiffs, das je ausgegraben wurde. Um das Schiff herum gibt es viele interessante und interaktiv gestaltete Infospots: Wir sahen zum Beispiel einem Wikinger virtuell beim Ankleiden zu oder konnten per Beamer Runen auf einen Stein ritzen. Einzelne Themenräume geben einen genaueren Einblick in das Leben der Wikinger.
Auf Blauzahns Thron
Der Besuch der Ausstellung lohnt sich, besonders der Nachbau des Wikingerschiffes in Originalgröße ist ein imposanter Start. Die Leiterin unserer Führung gab uns viele zusätzliche Informationen, sodass wir uns das Leben der Wikinger gut vorstellen konnten. Sie beantwortete zahlreiche Nachfragen, zeigte uns die Schatzkammer von König Harald Blauzahn und saß mit uns im Themenraum zu Göttern und Glauben im Kreis auf dem Boden. Nur die Akustik bleibt eine Herausforderung – vielleicht wäre es eine Möglichkeit, in einer großen Schülergruppe mit Mikrofon und Kopfhörern zu arbeiten, damit jeder alles versteht.
Dass die Jugendführung eine gute Idee ist, zeigt sich auch daran, dass sie bei vielen von uns Interesse für das Thema geweckt hat. Im Anschluss sahen einige aus unserer Klasse sich noch einmal alles genauer an, bestiegen König Blauzahns Thron und sahen Schiffsbauern bei der Arbeit zu.