Mein guter Vorsatz: keine Vorsätze mehr

Paul Engelschalt, 18 Jahre

 

Silvester, das ist für viele von uns der Tag, an dem uns klar wird, dass schon wieder ein Jahr vergangen ist. Sonst ist einem ja meist nicht so richtig bewusst, wie die Zeit vergeht. Ich halte dann immer unwillkürlich so eine Art persönliche Jahresrückschau. Und wie bei den Rückblicken im Fernsehen, ziehe auch ich meine Bilanz – und nehme mir bestimmte Dinge für das nächste Jahr vor, die ich am nächsten Silvestertag gern abhaken würde. Zumindest war es in den vergangenen Jahren so. Diese Dinge waren meine sogenannten guten Vorsätze. Aber egal ob ich sie aufschrieb oder im Gedächtnis zu behalten versuchte – die meisten dieser Ziele habe ich letztlich nicht erreicht.

 

Mindestens die Hälfte aller Vorsätze verschwand allerspätestens Mitte Januar zusammen mit der Weihnachtsdekoration. Aber ähnlich regelmäßig wie die Deko tauchten sie auch wieder auf: meistens am 31. Dezember des Folgejahres.

 

Wer genau wie ich immer wieder von sich selbst enttäuscht ist, weil er seine guten Vorsätze nicht umgesetzt hat, dem schlage ich für dieses Jahr ein ziemlich einfaches Experiment vor: Dieses Jahr ist mein fester guter Vorsatz für das nächste Jahr, keine guten Vorsätze zu fassen. Das heißt nicht, dass man nicht weiterhin ambitioniert seine Ziele verfolgen sollte. Aber ist es nicht auch irgendwie absurd und unrealistisch, ein ganzes Jahr im Voraus durchplanen zu wollen?

 

Außerdem können gute Vorsätze, sogar wenn man wirklich versucht, sich an sie zu halten, schlechte Nebeneffekte haben, falls es einem einfach nicht gelingt: Ich könnte mir für dieses Jahr natürlich das Ziel setzen, einen bestimmten Abiturdurchschnitt zu bekommen. Aber damit würde ich mich nur selbst unter Druck setzen und wäre womöglich, wenn es nicht so gut klappen würde, wie ich es mir vorgenommen habe, so demotiviert, dass  sich das auch auf das, was danach kommt – Ausbildung oder Studium zum Beispiel – negativ auswirken würde. Dann doch lieber gar keine guten Vorsätze.
Wie gesagt, es geht keineswegs darum, dass man sich keine neuen Ziele mehr setzen sollte, im Gegenteil. Ich glaube nur, dass es leichter wird, wenn man die Zukunft nicht durch Erwartungen verplant, sondern die Dinge so nimmt, wie sie kommen. Und dann ist man mit Sicherheit auch nicht enttäuscht, wenn das nächste Silvester vor der Tür steht. 

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