Interview

FM Belfast: „Texte dürfen nie so schwer sein, dass man nicht dazu tanzen kann“

Drei Jahre lang mussten FM Belfast-Fans auf eine neue Platte warten. Nun meldet sich die Elektro-Band aus Reykjavík mit „Island Broadcast“ zurück. Wir haben mit Sängerin Loa gesprochen.

Von Antonia Eichenauer, 25 Jahre

Loa, neun Jahre liegen zwischen dem ersten Album von FM Belfast und jetzt. Was hat sich in der Zeit verändert?
Wir sind größtenteils noch dieselben Leute, die wir auch zu Anfang waren. Aber wir sind entspannter geworden, weniger besorgt. Wir wissen jetzt, dass wir nach dem Release des Albums nicht mehr kontrollieren können, was damit passiert.

Warum habt ihr das Album „Island Broadcast“ genannt? Ist die Insel Island?
Ja, die Insel ist Island, aber auch die Wohnung von Arni und mir ist mit Insel gemeint. Wir leben hier, wir machen Musik hier, unser Label managen wir auch von hier. Wir sind einfach viel drinnen und auf unserer eigenen kleinen Insel. „Island Broadcast“ ist auch das, was wir an die Leute außerhalb unserer Insel schicken.

Euer Album ist politischer als die anderen, richtig?
In mancher Hinsicht, ja. Aber wir versuchen nach wie vor, die Geschichten offen zu halten. Die Texte sollten niemals so schwer sein, dass man dazu nicht mehr guten Gewissens tanzen kann.

Was war denn die Inspiration zum Album?
Die Inspiration kam aus ganz vielen Ecken. Ich habe an der Uni einen Kurs in kreativem Schreiben gemacht. Der Song „You’re So Pretty“ ist von der Kurgeschichte inspiriert, die ich dort geschrieben habe. Es geht ums Erwachsenwerden. Weißt du, auf irgendeine Art und Weise müssen wir erwachsen werden. Da führt kein Weg dran vorbei. Aber irgendwie wollen wir auch nicht.

Euer zweites Album hieß „Don’t Want To Sleep“ und in eurer Single „All My Power“ geht es ebenfalls um Schlaf. Was ist es, das euch so am Schlaf fasziniert? Schläfst du gerne?
Das hängt davon ab, welche Jahreszeit ist. Im Sommer will ich wirklich gar nicht schlafen. Aber im Winter könnte ich den ganzen Tag schlafen. Wie ein Bär.

Ihr seid im November und Dezember in der Schweiz, in Österreich und Deutschland auf Tour. Was ist das Beste daran, mit der Band zu touren?
Du machst nur diese eine Sache, du bist einfach nur da – das ist das Großartige daran. Es ist gut für den Kopf, ab und zu mal nur zu machen und nicht über 10 000 Dinge nachzudenken. Du musst nicht putzen, keine Wäsche waschen, nicht aufräumen. Eine Tour ist wie eine Auszeit vom normalen Leben. Dazu kommt, dass wir auf Tour ja das Material spielen, was schon da ist. Aber irgendetwas Neues passiert damit immer. Manchmal erfinden wir komische Traditionen, meist dumme Dinge. Zum Beispiel haben wir einmal damit angefangen, ein Cover in einen unserer Songs aufzunehmen. Es hat als Witz mit „Wonderwall“ von Oasis angefangen. Jetzt ist es Tradition. Ich mag Rituale wirklich gerne, vor allem wenn sie sinnlos sind.

Am 6. Dezember spielen FM Belfast in Berlin.

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