Mein traurigster Schulmoment

Der beliebteste Lehrer an der Schule von Aniko unterrichtete Kunst. Um den Schulhof zu verschönern, baute er einen Totempfahl nach indianischem Vorbild. Hierhin brachten viele Menschen Kerzen und Blumen, als er starb. Fotot: Privat
Der beliebteste Lehrer an der Schule von Aniko unterrichtete Kunst. Um den Schulhof zu verschönern, baute er einen Totempfahl nach indianischem Vorbild. Hierhin brachten viele Menschen Kerzen und Blumen, als er starb. Fotot: Privat

Acht Wochen lang haben unsere Jugendredakteure an dieser Stelle über die schönsten Momente geschrieben, die sie an ihren Schulen erlebt haben.

In dieser letzten Folge unserer Fotoserie berichtet Jugendreporterin Aniko ebenfalls über einen besonderen Schulmoment – den traurigsten, den sie erlebt hat.

 

Es war ein sonniger Nachmittag im Mai. Ein leichter Wind fuhr durch die Blätter der Bäume auf unserem Schulhof. Ihr Rauschen war gut zu hören. Hätte man die Augen geschlossen und nur den Geräuschen gelauscht, hätte man nie geahnt, dass der Hof voller Menschen war. Einige meiner Mitschüler hatten die Augen geschlossen. Kurz vorher hatten wir erfahren, dass unser Kunstlehrer gestorben war.

 

Für die meisten war er nicht nur ein Lehrer, sondern jahrelang auch eine wichtige Vertrauensperson. Er war sehr beliebt, für manche war er fast wie ein Großvater. Jemand aus meinem Jahrgang lud per Facebook zu einer spontanen Schweigeminute ein. Er schrieb, alle Eingeladenen sollten die Einladung auch an andere weiterleiten, die unseren Kunstlehrer gekannt hatten. So fanden sich nicht nur Schüler und Lehrer unserer Schule ein, sondern auch sehr viele ehemalige Schüler, Freunde und sein Motorradclub. Sie kamen in ihrer Arbeitskleidung, im Sportdress oder Anzug und brachten Blumen und Kerzen mit.

 

Eine Schülerin, die bereits seit Jahren als Stewardess arbeitete, kam direkt vom Flughafen, sie trug noch ihre Uniform. Ich weiß natürlich nicht, ob nach dem Tod noch etwas kommt, aber in diesem Moment wünschten wir uns das alle für unseren Kunstlehrer.

 

Aniko Schusterius, 17 Jahre

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Kategorien Fotoserie

90er-Kid, Bücherwurm, Weltenbummler. Ich liebe Musik und das geschriebene Wort. Letzteres kann man von mir seit 2012 hier lesen. Meine große Leidenschaft gilt dem Theater, das mich mehr als alles andere fasziniert. Wenn ich durch die Straßen Berlins laufe, kommt mir das Leben vor wie eine Aneinanderreihung vieler kleiner Inszenierungen, deren Geschichten alle festgehalten werden wollen. So inspiriert mich unsere Hauptstadt stetig zu neuen Themen für unsere Seite.