
Das Schuljahr ist noch jung, dafür werden die Tage kürzer. Bald wird es dunkel sein, wenn wir morgens die Schule betreten und sie am Nachmittag wieder verlassen. Kurz: Es wird nicht leichter, die Zeit zwischen erster und letzter Stunde zu überstehen. Unsere Jugendredakteure erzählen jede Woche Begebenheiten aus ihrem Schulalltag, die zeigen, warum es sich dennoch lohnt, zu nachtschlafender Zeit aufzustehen: Weil manches, was in der Schule passiert, einfach zu lustig ist, um es zu verpassen. In meinem Deutschunterricht lernt man nicht nur, Charakterisierungen zu schreiben und Gedichte zu analysieren. Auch kritisches Denken wird durch meine Lehrerin gefördert.
Und das auf unterhaltsame Weise, etwa wenn es um Lehrmaterialien geht: angefangen bei überteuerten Schulbüchern, für deren Preis sie sich „zwei Mojitos leisten“ könnte, bis hin zur Schullektüre „Das Fräulein von Scuderi“, die ihr auch nicht gefiel. Hierzu sollten wir eine Kritik verfassen, die begründet, warum derartige Bücher nicht auf dem Lehrplan stehen sollten. Und weil ihr die Kritiken so gut gefielen, durften wir sie auch gleich vervielfältigen – um eine Kopie an die Senatsbildungsverwaltung zu schicken.
In der letzten Stunde schlug sie nach scherzhaftem Bitten um ein Spiel gegen den Klausurstress vor, Scharade zu spielen, mit Buch-, Song- und Filmtiteln. Noch nie war eine Stunde so schnell um. Ich freue mich auch schon auf die Weihnachtszeit, denn dann wird der Leistungskurs den Raum schmücken, was meiner Deutschlehrerin, die jedes Jahr auf eine so genannte Fuck- Christmas-Party geht, nicht gefallen wird.
Corinne, 17 Jahre