von Vivian Yurdakul, 22 Jahre
Am schönsten war die Reaktion meiner Mutter. „Junge, ich habe die Zeitung gelesen“, äußerte sie sich wenig erfreut. Es war der Montag vor elf Wochen, und wenige Augenblicke zuvor hatte sie die Jugendseite aufgeschlagen, auf der ein Foto meines Nacken prangte, der mit einem japanischen Schriftzeichen verziert war. Der Tätowierer, schrieb ich, hätte mir fälschlicherweise statt des Schriftzeichens für „Samurai“ das sehr ähnliche Schriftzeichen für „Hämorrhoiden“ gestochen, weshalb ich das Tattoo immer verheimlicht hätte.
Am zweitschönsten war die Reaktion von RTL. Ein Redakteur schrieb mir, er würde sich freuen, wenn ich in einem Beitrag über tätowierte Jugendliche vorkommen könnte, an dem er arbeite. Ich witterte eine Karrierechance. Nur gab es ein Problem: Ich habe gar keine echte Tätowierung. Ich wollte nur ums Biegen und Brechen bei dieser Fotoserie mitmachen, ich alte Rampensau. Und habe sonst nichts zu gestehen. Immerhin kann ich nun eine echte Offenbarung ablegen: Mein Geständnis war eine Zeitungsente.
Anmerkung der Redaktion: Pfui, Vivian, pfui. Aber zum Abschluss dieser Fotoserie wollen auch wir uns in Nachsicht üben. Schließlich ist Advent.
Vivians Tattoo-Lüge von damals könnt ihr hier noch einmal nachlesen.