„Früher wurde mir gesagt, ich sei untalentiert“

Oliver Koletzki ist Musikproduzent und legt regelmäßig in verschiedenen Berliner Clubs auf. Foto: Marcus Höhn

Musikproduzent und DJ Oliver Koletzki über seine neue CD und darüber, warum Talent überschätzt ist


Oliver Koletzki ist Gründer des Musik-Labels „Stil vor Talent“ und einer der bekanntesten deutschen Produzenten für elektronische Musik. Als DJ legt er regelmäßig in mehreren bekannten Berliner Clubs auf. In der vergangenen Woche erschien sein neues Album „Großstadtmärchen 2“.


Oliver, dein neues Album heißt „Großstadtmärchen 2“. Welche Märchen werden auf der Platte erzählt?


Es werden natürlich wieder viele Geschichten über die Liebe und Berlin erzählt. Aber auch über die Leidenschaft zur Musik. Daneben schildert das Album Geschichten über berauschende Substanzen und das Nachtleben. Es ist eine bunte Mischung.


Wie schon bei deinem Vorgängeralbum vermischen sich auch auf deiner neuen CD elektronische Musik und Pop miteinander. Was reizt dich an dieser Kombination unterschiedlicher Musikstile?


Ich komme, wenn man so will, aus einem sehr poppigen Umfeld. Die Leute kennen mich zwar hauptsächlich als House-Musik-Produzenten, aber meine ganze musikalische Entwicklung ist erheblich vielseitiger. Ich bin mit der Beatles-Platten-Sammlung meines Vaters groß geworden und fing mit 13 Jahren an, selbst Musik zu machen, spielte in Bands und habe Hip-Hop produziert. Meine Musikerziehung ist also sehr vielfältig gewesen. Und nur weil ich dann ein paar Jahre lang Techno gemacht habe, heißt das nicht, dass ich immer damit weitermachen werde. Nachdem ich mich längere Zeit auf instrumentale Musik konzentriert habe, wurde ich ihrer irgendwann ein wenig überdrüssig. Ich erinnerte mich an meine musikalischen Wurzeln und habe meine Liveband The Koletzkis gegründet. So war es gewissermaßen fast ein natürlicher Vorgang, dass alles ein wenig poppiger wurde.


Berlin wird im Augenblick zum Märchenland für Technofans glorifiziert. Gleichzeitig schlossen in letzter Zeit zahlreiche Clubs. Wie beurteilst du die Entwicklung der Clubszene in der Hauptstadt?


Natürlich schließen Clubs, wie zum Beispiel vor Kurzem das Icon in Prenzlauer Berg, aber gleichzeitig machen auch viele neue auf. Momentan können wir uns über die Vielfalt der Läden glücklich schätzen. Ich komme als DJ viel herum und ich kenne keine andere Stadt, die so eine Szene hat. Die Eintrittspreise sind nicht überteuert, die Öffnungszeiten sind tolerant und man kann auch unter der Woche ausgehen. Berlin ist in dieser Hinsicht einzigartig und man kann nur froh sein, hier zu leben.


Mit deinem Label „Stil vor Talent“ trägst du viel zu dem Image bei, das Berlin im Bereich House- und Technomusik hat. Wie ist der Name entstanden?


Als junger Mensch wurde mir immer wieder gesagt, dass ich untalentiert sei. Ich habe aber trotzdem fest an mich geglaubt und gemerkt, dass wenn man die Sachen auf seine eigene Art, nach seinem eigenen Stil macht, alles erreichen kann und Talent gar nicht zwangsläufig die wichtigste Voraussetzung für Erfolg ist. Denn ein individueller Stil macht einen unverwechselbar, reines Talent nicht. Das ist auch die Philosophie des Labels.


Das Gespräch führte Maximilian Hennig, 19 Jahre

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Kategorien Politik

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