Anastasia Barner hat das Gefühl, viele Promis spenden rein aus Imagegründen.
Seit Jahren begleite ich meine Mutter regelmäßig zu Charity-Events. In letzter Zeit sind diese besonders schlimm. Prinzipiell ist der Gedanke dahinter nicht schlecht: Jene, die das Glück haben, viel zu besitzen, geben ein Teil ihres Vermögens für jene her, die weniger Glück haben. Ich werde jedoch das Gefühl nicht los, dass die gute Sache, unschuldigen Kindern zu helfen, mittlerweile nicht mehr als ein schmückender Anlass ist, um modernen Ablasshandel zu betreiben.
Auf der Leinwand, die über der hübsch dekorierten Bühne hängt, laufen Videos von hungernden Kindern und Kriegsszenerien. Noch während der Film läuft, wird das Fünf- Gänge-Menü serviert. Aufgespritzte Ladys bitten um Kaviar. Ein Dinner oder eine Tennisstunde mit einem Promi wird versteigert. Was im spendenfreudigen Amerika unter lautstarkem Gekreische praktiziert wird, darauf will natürlich auch die hiesige Schickeria nicht verzichten. Ohnehin eine tolle Gelegenheit, den anderen Gästen öffentlichkeitswirksam zu zeigen, wie spendabel man doch ist.
Gegenvorschlag meinerseits: Wer spenden will, tut es einfach. Wozu ein Event? Und wenn man unbedingt das Haus verlassen will: Wie wäre es, wenn auf den Galas jene Speisen serviert würden, die die Kinder in den von Armut und Krieg gezeichneten Ländern vorgesetzt bekommen, damit man wirklich ein Gefühl dafür bekommt, worum es geht?
Während der Berlinale ging ein Foto durch die Presse, das während eines Events geschossen wurde und in goldene Rettungsdecken gewickelte deutsche und internationale Promis zeigt. Bekannt waren diese Folien bislang aus den Nachrichten, etwa wenn Bilder von geretteten Flüchtlingen gezeigt wurden, die in Griechenland aus den Schlauchbooten steigen. Am Ende des Events lagen die Folien zusammengeknüllt zu einem riesigen goldenen Haufen. Wie viele Flüchtlinge hätte man damit wärmen können? Selfies auf Kosten von Hilfebedürftigen: Da sollte einem doch das Fake-Lachen im Hals stecken bleiben – oder zumindest das Dessert.