Es wird wieder einmal das Jugendwort des Jahres gesucht. Und wir fragen uns: Sprechen wir so?
Zum dritten Mal sucht der Langenscheidt-Verlag derzeit das Jugendwort des Jahres. Im Internet kann jeder aus den 30 Wörtern, die von der Jury ausgewählt wurden, den persönlichen Liebling küren. Jugendliche selbst beugen sich derweil über die Liste, lesen, lachen und fragen sich schließlich: Sprechen wir so?
Das ist natürlich toll. Die Beschäftigung mit der eigenen Sprache ist auf diese Weise viel spannender, als wenn der Lehrer einen bittet, Seite 23 im Lehrbuch aufzuschlagen. Beispielsweise. Aber die Liste wirft auch die Frage auf, ob es eine deutsche Jugendsprache überhaupt gibt.
Fest steht: Jugendliche sprechen anders als ihre Eltern, Lehrer und so weiter. Das geschieht mehr oder -weniger bewusst als Abgrenzung von eben diesen. Es mag andererseits aber auch an anderen Lebensinhalten -liegen. Wie viele Eltern tragen ihre Hosen so, dass ein Arschfax (ein „Unterhosenetikett, das aus der Hose hängt“) sichtbar wird? Wer Englisch kann, wird sich den Hochleistungs-Chiller („extrem faule Person“) besser erschließen können, Computerversierte eventuell das Verb resetten („rückgängig machen, zurücknehmen“) verwenden, und sicher habe nicht nur ich schon einmal Anteil an einer „Was ist eigentlich ein Atze?“-Konversation gehabt („Kumpel, Freund“ oder „Anhänger des Atzenstyles“).
Aber mit der schlichten Trennung zwischen Jugend und Nichtjugend ist es nicht getan. Neue Ausdrücke gehen beispielsweise auf das Fernsehen, Versprecher von Politikern oder Videos im Internet zurück. Diese Wendungen werden dann von denen benutzt, die sie kennen und das meist auch nur für kurze Zeit. Oft basieren die Wörter auch auf lokalen Besonderheiten oder Erlebnissen, die nur einen bestimmten Freundeskreis verbinden. Ein weiterer trennender Faktor ist das Alter. Zwischen dem 14. und dem 18. Lebensjahr verändert sich vieles, was natürlich auch in der Sprache reflektiert wird.
Die Befremdung über Jugendsprache wird es wohl für alle Zeit genauso geben wie den Versuch, sie festzuschreiben. Und es kann ja auch schön sein, wenn sich treffende Wörter durchsetzen. Denn wo ich „Änderungsfleischerei“ als Begriff für eine „Klinik für Schönheitschirurgie“ nicht ernst nehmen kann, finde ich, dass „Phantomvibration“ einen mir bekannten Umstand sehr gut umschreibt: die „Einbildung, dass das eigene Handy vibriert.“
von Felix Szabó, 18 Jahre