Ein umgekippter Wasserhahn, verschmiert mit Silikon
So sieht das aus, wenn mein Mitbewohner sich als Handwerker versucht.

WG-Serie: Merke – mit Silikon hält kein Wasserhahn!

In unserer neuen Serie beleuchten wir den WG-Alltag. Der kann ganz schön verstörend, lustig oder sogar lehrreich sein. Dieses Mal stehen allerlei Reparaturen an – zum Beispiel einen Wasserhahn mit Silikon festkleben.

Von Selly Häußler, 28 Jahre

Beim Wäsche waschen einen Timer stellen, um regelmäßig Wasser abzuschöpfen. Möglichst wenig Geschirr benutzen, wenn die Spüle verstopft ist. Auf Lebensmittel verzichten, die in den Kühlschrank gehören, als dieser monatelang kaputt war. Die Duschstange beim Verstellen der Höhe festhalten – all das sind Dinge, an die ich mich in meiner neuen WG in Berlin zeitweise gewöhnt habe. Aber das waren bei weitem nicht die einzigen Baustellen in unserer Wohnung.

Seit Mitte März wohne ich dort. Es ist nicht so, dass die Wohnung marode oder die Einrichtung alt ist. Aber ständig ist etwas kaputt. Immerhin kenne ich die Zeiten, als die Toilettenspülung und die Heizung nicht funktioniert haben nur aus Erzählungen meiner Schwester Shary. Sie wohnt schon seit vier Jahren mit den zwei Jungs Kevi und Plachta dort.

Das Baustellen-Problem beschränkt sich übrigens nicht nur auf die Wohnung selbst. Seit meine Schwester dort wohnt, wird gebaut. Das Ganze Haus wurde renoviert und in grell-bunten Farben gestrichen. „Villa Kunterbunt“, nennen wir es jetzt. Die Besitzer haben den Dachboden über uns zu einer Wohnung ausgebaut und als diese Bauarbeiten beendet waren, ein weiteres Haus im Hof hochgezogen. Der Hof, in dem jetzt außerdem der Außenbereich einer Kita ist. Manchmal ist es schön, wenn Kinderlachen zu uns hinauf schallt. An Katertagen eher nicht.

Beleuchten wir nun die kleineren Baustellen und ihre Geschichten etwas genauer. Ich glaub, dass das lustig werden könnte. Lustig für Leute, die nicht damit leben und lernen müssen zu verzichten. Es waren aber irgendwie auch Herausforderungen, aus denen ich gelernt habe.

Challenge Nr. 1: Leben ohne Kühlschrank

Das Leben ohne Kühlung zog sich. Was daran liegen könnte, dass bei jedem Problem vorerst alle WG Mitglieder darauf spekulieren, dass die Anderen irgendwas tun. Oder der Kühlschrank gefälligst selbst wieder auf die Beine kommt, wie ein junger Hund. Schließlich war er erst drei Jahre alt, die Garantie gerade abgelaufen. Am Ende hab ich Handwerker gerufen, einen neuen Kühlschrank bestellt und einen Freund gefunden, der den alten holt. Erst als ich beim Einkaufen gelernt hatte, automatisch am Kühlregal vorbei zu gehen, war das Gerät endlich da.

Das habe ich gelernt: Wer an Essen denkt, denkt automatisch an einen Kühlschrank. Ohne geht aber eigentlich auch klar.

Challenge Nr. 2: Undichter Waschmaschinen-Zulauf

Eines Tages kam Kevi aus dem Bad und sagte „ähm, wir haben ein Problem“. Hinter ihm konnte ich eine große Wasserlache ausmachen. Die Lösung: Wir drehten den Hahn zu und nur beim Waschen wieder auf. Ein Eimer kam unter den Zulaufschlauch, sodass das Wasser hinein tropfte. Oh, schreibe ich gerade in Vergangenheitsform? Das ist der aktuelle Zustand. Seit… einigen Monaten. Vier oder fünf? Ich weiß es nicht.

Grundsätzlich klingt unsere Lösung ja ganz cool. Es gibt nur ein Problem: Der Eimer läuft regelmäßig über. Bei den meisten Waschgängen müssen wir zwischendurch abschöpfen – aber wichtig ist vor allem auch, dass man rechtzeitig den Hahn zu dreht, wenn die Wäsche gewaschen ist. Denn wenn die Maschine kein Wasser mehr zieht, läuft natürlich noch mehr davon in den Eimer.

Das hört sich nun so an, als hätten wir uns einfach damit abgefunden. Aber ey, ich habe viele Lösungsversuche unternommen. Darunter: Dreimal zum Baumarkt gehen, um Zulaufschlauch und dann einen sogenannten Doppelnippel zu kaufen. Einen Freund hinzuziehen, der sich besser im Handwerk auskennt, als meine Mitbewohner*innen und ich zusammen. Dem Hausmeister WhatsApp Nachrichten schreiben und ihm auf die Mailbox quatschen. Alles ohne Erfolg. Scheinbar muss ein neuer Zulaufhahn installiert werden und das ist Vermietersache. Aber niemand reagiert auf unsere Kontaktaufnahmen.

Das habe ich gelernt: Wenn ein Fachmann im Baumarkt sagt, es gibt hier kein passendes Teil, dann ist das auch so. Und es ist möglich einmal benutzte Dinge umzutauschen, wie zum Beispiel einen Zulaufschlauch. Die kleinen Macken, die ich mit der Zange verursacht hab‘, hat die Verkäuferin glatt übersehen. Wuuuhu!

Challenge Nr. 3: Die Spüle – verstopft plus Wasserhahn umgekippt

Kevi weigert sich seine Essensreste aus dem Spülbecken zu sammeln oder ein Sieb zu benutzen. Es wundert mich, dass wir nicht schon viel früher eine Verstopfung hatten. Um sie zu lösen, wollte mein lieber Mitbewohner den Abfluss ordentlich ausspülen. Und riss dabei den Hahn um.

Daraufhin hat er versucht ihn mit Silikondichtung wieder anzukleben. Dass Silikon nicht dafür gedacht ist, einen Spülhahn auszubalancieren und nebenbei die Optik versaut, war in diesem Moment allen anderen im Raum bewusst. Aber wir haben nicht wirklich versucht Kevi aufzuhalten. Alles was ich zustande brachte, war ein zaghaftes: „das hält so niemals.“ Dazu muss man aber auch fairerweise sagen, Kevi hat das inzwischen alles wieder hinbekommen.

Das habe ich gelernt: Ein Spülhahn sieht untenrum aus wie eine riesige Schraube.

Challenge Nr. 4: Die Heizung heizt nicht richtig

Eins muss man Kevi lassen: Obwohl er handwerklich unbegabt ist, hat er sich tatsächlich gemerkt, was genau der Handwerker letztes Jahr mit der Heizung gemacht hat. Auch nach dem Entlüften hat meine Heizung nicht funktioniert. Und jetzt heizt sie ganz wundervoll.

Das habe ich gelernt: Zuerst das Thermostat abschrauben. Dort ist etwas verkalkt, so eine Art Stift. Den muss man reindrücken, damit er beweglicher wird und sich wieder verstellen lässt. Wieder anschrauben, fertig. Ich garantiere nicht, dass das funktioniert und übernehme für Versuche keine Haftung.

Challenge Nr. 5: Der Herd ist aus

Unser Gasherd lässt sich nicht mehr anstellen. Kevi behauptet, wir haben die Gasrechnung bezahlt. Ich hoffe das stimmt. Am Montag kommt ein Handwerker „ab“ 14 Uhr. Nachdem wir gemerkt haben, dass zu dieser Zeit keiner von uns zu Hause ist… hab ich extra Urlaub genommen.

Das habe ich gelernt: Obwohl ich auch sonst oft zu faul zum Kochen bin – keine Kochstelle mehr zu haben, geht ganz schön ins Geld. Aber bis jetzt habe ich es geschafft zu überleben, ohne mein Konto zu überziehen.

Challenge Nr. 6: Gestank aus der Wand

Die Wand, die Kevis und Sharys Zimmer voneinander trennt, stinkt. Beide behaupten, es käme aus dem jeweils anderen Raum. Shary hat inzwischen mit Klebeband die Ritzen zu Kevis Tür zugeklebt. Es hilft nur bedingt. Der Geruch hat etwas von fauligen Eiern. Wir vermuten irgendwo in der Wand verwest vielleicht eine Ratte. Eigentlich wissen wir allerdings gar nichts. Und deshalb auch nicht, was wir dagegen tun könnten. Vorschläge bitte in die Kommentare!

Das habe ich gelernt: (Noch) nichts.

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