Jugendforum: Schüler kämpfen gegen das Vergessen

Anlässlich des Jugendforums „denk!mal 2018“ erinnern Jugendliche an die Opfer des Nationalsozialismus.

Viktoria Koch, 21 Jahre

Um dem Holocaust zu entgehen, wurden in der NS-Zeit schätzungsweise 10 000 jüdische Kinder mit Zügen und Schiffen nach Großbritannien gebracht. Anlässlich des Jugendforums „denk!mal 2018“ setzten sich Schüler der Charlottenburger Helmuth-James-von-Moltke-Grundschule nun intensiv mit diesen Kindertransporten auseinander. Ihre Religionslehrerin Petra Lakatos entwickelte ein Theaterstück, das von einem Mädchen handelt, das damals gelebt hat – das Mädchen mit der Nummer 152. Mit auf der Bühne: ein goldenes Band, das symbolisch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbindet. „Wir geben das Band weiter, indem wir über die Vergangenheit erzählen, damit es nicht abreißt“, erklärt Lakatos.

Bereits zum 16. Mal veranstaltete das Abgeordnetenhaus von Berlin das Jugendforum – anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Mehr als 40 Projekte beteiligten sich in diesem Jahr, so der Veranstalter. Das diesjährige Motto „Von Dir, nicht von gestern“ animierte die Projektgruppen dazu, ihr eigenes Denkmal im Zusammenhang mit den Geschehnissen des Nationalsozialismus zu errichten.

Eine Mädchenwohngruppe des Vereins Kindeswohl aus Buch beschäftigte sich mit Anne Frank. Sie trafen Zeitzeugen und besuchten das Anne-Frank-Haus in Amsterdam. „Als wir in der Schule Bücher vorstellen sollten, habe ich mir ‚Das Tagebuch der Anne Frank‘ ausgesucht. Aber mich nur eine Stunde mit dem Buch zu beschäftigen, war mir zu wenig, weil wir nicht wirklich viel über Anne erfahren haben. Also habe ich meiner Wohngruppe das Projekt vorgeschlagen“, erklärt die 17-jährige Nathalie. Chayenne (15) ist besonders stolz auf die Requisiten, die sie von Zeitzeugen geschenkt bekommen haben. „Wir haben einen Koffer von der Familie Fleischfresser, ebenfalls einer jüdische Familie, der aus dieser Zeit stammt. In ihn haben wir Sachen gelegt, die Anne sehr mochte.“  Während der Abendveranstaltung im Plenarsaal des Abgeordnetenhauses am vergangenen Mittwoch verlas Chayenne einen Brief an Anne Frank, den sie mit ihrer Wohngruppe verfasst hatte. „Deine tollen Ideen, deine Willenskraft und vor allem dein Mut und deine Widerspenstigkeit haben uns regelrecht angesteckt. Ja, du bist für uns ein Vorbild geworden! Wir sind so gespannt, wohin uns unsere Reise führt, und wir werden voller Stolz deine Geschichte ein Stück in die Welt tragen – und damit Frieden, den auch wir uns heute so sehr wünschen.“

Die zum Jugendforum gehörende Ausstellung im Abgeordnetenhaus kann noch bis Freitag besichtigt werden. Sie präsentiert eine Auswahl weiterer Projektarbeiten.

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Schreiben, Fotografieren und Reisen – das habe ich schon von Kindestagen an am liebsten getan. Als ich fünf Jahre alt war, begann ich mit dem Schreiben von Tagebüchern (mehr oder weniger leicht zu entziffern) und fotografierte damals mit einer kleinen Kamera alles, was mir so vor die Linse kam (mehr oder weniger unscharf). Heute bin ich 22 Jahre alt, studiere Journalismus und schreibe am liebsten über Konzerte, Aktuelles oder führe Interviews. Reiselustig bin ich noch immer – die Liste der Urlaubsziele für die nächsten Jahre ist endlos...