Eine Gruppe junger Menschen aus ganz Europa setzt sich bei der EU für mehr Entwicklungshilfe für Afrika ein.
Von Lisa Opolka, 19 Jahre
BRÜSSEL. Etwas ist anders als sonst in der belgischen Hauptstadt, an diesem Dienstagmorgen in der vergangenen Woche: Schon um acht Uhr müssen sich die Männer und Frauen, die in Anzügen und Business-Kostümen auf dem Weg zur Arbeit sind, um eine riesige Gruppe junger Menschen herumdrücken, die vor dem Sitz der Europäischen Kommission stehen. Sie alle tragen ein T-Shirt mit der Aufschrift „One“. Einer von ihnen ist der 23-jährige Oliver aus Berlin. Der Politikstudent ist Jugendbotschafter der entwicklungspolitischen Lobby- und Kampagnenorganisation One, die sich für die Bekämpfung extremer Armut und vermeidbarer Krankheiten in Afrika einsetzt. Er hält ein Schild: „Extreme Armut hat sich halbiert, bis 2030 könnte sie verschwunden sein.“ Seine Botschaft richtet sich an die neu gewählten Europaabgeordneten. Mehr als 120 Jugendbotschafter aus sechs europäischen Ländern treffen an diesem Tag rund 80 Abgeordnete. Wie Profilobbyisten wollen die Jugendlichen sie überzeugen, sich im Kampf gegen extreme Armut zu engagieren, kurz bevor die Frist zum Erreichen der Millenniumsziele der Vereinten Nationen 2015 abläuft, zu denen es auch gehörte, die extreme Armut auf der Welt im Vergleich zu 1990 zu halbieren. Die Jugendlichen wollen nun erreichen, dass in den nächsten Monaten mindestens die Hälfte der Abgeordneten zusichert, auch weiterhin den Kampf gegen die Armut zu unterstützen, indem sie das sogenannte „One Vote“-Versprechen unterzeichnen. Laut Definition versteht man unter extremer Armut, von weniger als 1,25 Dollar am Tag leben zu müssen. Der Organisation geht es aber auch darum, ein besseres Bild von Afrika zu zeigen. „Afrika ist ein Kontinent mit Chancen und hat allein in den vergangenen zehn Jahren einen riesigen Sprung gemacht“, sagt Oliver. Mit Schildern in verschiedenen Sprachen, und „We are one“-Rufen ziehen die Jugendlichen vor das Europäische Parlament. Sie fordern unter anderem mehr Investitionen in Gesundheit, Bildung und Landwirtschaft. 37 der 96 deutschen Europaabgeordneten haben das Versprechen unterzeichnet. Um die gesetzte Quote zu erreichen, fehlen in Deutschland also noch zwölf Unterschriften. „Ich bin nicht naiv“, sagt die niederländische Jugendbotschafterin Eefje. „Die Welt lässt sich nicht über Nacht ändern. Was wir machen, ist ein Bewusstsein in der Öffentlichkeit zu schaffen.“ Auch Oliver ist nach vielen Gesprächen und Unterschriften immer noch motiviert: „Nun geht es darum, auch die restlichen Abgeordneten zu überzeugen.“