Klar, Berlin ist sowieso einzigartig – aber was macht die Stadt so unverwechselbar? Einige ungewöhnliche Dinge und Phänomene gibt es nirgends sonst. Andere kommen von hier und haben mittlerweile auch in anderen Städten Verbreitung gefunden. Viele fallen auf den ersten Blick überhaupt nicht auf. Deshalb zeigen und erklären wir euch ein paar von ihnen. Heute: Kreidesprüche in Treptow-Köpenick.
Berlin ist politisch. Es gibt in kaum einer anderen Stadt so viele kleine Vereine, Bündnisse und einzelne Aktivisten, die politisch etwas bewegen wollen. Nicht nur ihre Meinungen sind oft unkonventionell, sondern auch die Wege, auf denen sie diese äußern. Eine der originellsten Arten zur Verbreitung politischer Botschaften kann man seit rund einem Jahr in Treptow-Köpenick bestaunen. Dort liest man regelmäßig Statements, die mit Kreide auf die Gehwege vor öffentlichen Gebäuden geschrieben stehen. Bürgersteige vor Schulen, Bahnhöfen und Ämtern dienen als Medium für die linksgerichteten Äußerungen. Sie lauten etwa: „Drohnen zu Grundeinkommen“. Daneben gibt es Mitteilungen, die beispielsweise auf Demonstrationen hinweisen. Der Ursprung der Nachrichten, nach denen viele Bewohner des Bezirks inzwischen gezielt Ausschau halten, ist ungeklärt. Gerüchten zufolge soll der Urheber ein Rentner sein, der frühmorgens seine politischen Positionen aufschreibt. Statt dabei Fassaden zu beschmieren, tut er das auf eine schonende und sogar einprägsamere Art. Natürlich sind die Worte so nicht für die Ewigkeit. Das hat aber den Vorteil, dass nach dem nächsten Regenschauer wieder Platz für den nächsten Demoaufruf ist. (Ben Marc, 19 Jahre)
Kennt ihr weitere Berliner Originale? Dann schickt uns eure Idee an blz-jugendredaktion@berliner-zeitung.de und wir schreiben einen Artikel darüber.