Das Schuljahr ist noch jung, dafür wer-den die Tage kürzer. Bald wird es dunkel sein, wenn wir morgens die Schule betreten und sie am Nachmittag wieder verlassen. Kurz: Es wird nicht leichter, die Zeit zwischen erster und letzter Stunde zu überstehen. Unsere Jugendredakteure erzählen jede Woche Begebenheiten aus ihrem Schulalltag, die zeigen, warum es sich dennoch lohnt, zu nachtschlafender Zeit aufzustehen: weil manches, was in der Schule passiert, einfach zu lustig ist, um es zu verpassen.
Die meisten Schüler möchten eher aus der Schule aus- als in sie einbrechen. Und die meisten Einbrecher nehmen etwas mit – ich ließ etwas da. Die Idee entstand an einem Abend in der Wohnung eines Freundes. Er war linker Comiczeichner und ich im Besitz eines Schlüssels unserer Schule – bitte nicht fragen, warum.
Mein Freund füllte A3-Blätter mit Zeichnungen bekannter Comicfiguren, die politische Sprüche sagten. Wer auch immer darauf kam – kurz darauf fand ich mich in der bizarrsten Situation meines Lebens wieder: in meiner Schule mitten in der Nacht auf einem Stuhl balancierend, der auf einem Tisch stand. In einer Hand hielt ich Klebeband, in der anderen ein Plakat mit einer Zeichnung von Garfield, der sagte: „Von all dem Essen, das ihr wegwerft, könnte sogar ich satt werden.“ Ich schaffte noch, es an die Deckenlampe zu heften, bevor die Möbel mich mit sich in die Tiefe rissen.
Es war gut, dass ich den folgenden Morgen mit gebrochenem Knöchel beim Arzt verbrachte, denn ich hätte nicht den Mund halten können, bei dem Aufruhr, den das beklebte Foyer stiftete. Bis heute kann ich keine Garfield-Comics lesen, ohne lachen zu müssen.
Georg Odergut, 17 Jahre