Der letzte Schultag markiert für ­viele Abiturienten den Start ins lang­ersehnte wirkliche Leben. Foto: dpa

Nena fragt: „Warum finden neun von zehn Kindern ­Schule scheiße?“

Prominente müssen der Presse ständig Tausende Fragen beantworten. Die Jugendredaktion dreht den Spieß um: Wir geben den Prominenten Antworten – auf alle Fragen dieser Welt.

Nena fragt: „Warum, glaubt ihr, finden in Deutschland neun von zehn Kindern ­Schule scheiße?“

Nena steht seit fast 40 Jahren auf der Bühne und zählt zu Deutschlands erfolgreichsten Künstlern. Foto: Alexander Huseby
Nena steht seit fast 40 Jahren auf der Bühne und zählt zu Deutschlands erfolgreichsten Künstlern. Foto: Alexander Huseby

Die Jugendredaktion antwortet: Liebe Nena, denke ich an meine Schulzeit zurück, fallen mir sofort viele lustige Momente ein, viele Freundschaften, tolle Projekte und Menschen. Jedoch auch viel Stress, Leistungsdruck, Schubladendenken und kaum Lehrer, die sich dafür interessierten, was ihre Schüler wollen. Ich will damit nicht sagen, man solle Kinder und Jugendliche machen lassen, was sie möchten. Es geht mir darum, das Individuum an sich zu achten und von Heranwachsenden nicht zu viel zu fordern. Das Bildungssystem verlangt maximalen Einsatz in allen Fächern zu Themen, die nie wieder im Leben gebraucht werden. Ja, das klingt wie eine Floskel, aber sie stimmt leider. Eine Steuererklärung kann ich noch immer nicht schreiben. Hinzu kommt, dass man auch noch auf den Lehrer Rücksicht nehmen muss, denn jeder von ihnen tickt anders, korrigiert anders und hat andere Prioritäten. Das ist natürlich menschlich, aber für Schüler kaum handelbar.

Der Grund, warum ich noch immer erleichtert bin, die Schule hinter mir zu haben, ist die Tatsache, dass ich zwar durchaus gute Leistungen erbringen, aber das Leben nicht ­vergessen wollte. Ich war Chefredakteurin der Schülerzeitung, habe an Literatur- und Filmprojekten teilgenommen und ging jeden Tag zum Training. Viele Lehrer hatten dafür kein Verständnis. Sie verlangten, wir sollen uns voll und ganz auf die Schule konzentrieren, gleichzeitig aber sehr wohl schon wissen, was wir danach genau machen wollen.

Ich habe in der Schule viel gelernt. Aber die Erfahrungen fürs Leben und für die Berufswahl habe ich woanders gemacht. Es ist doch schade, dass man sich damit abfinden muss, zwölf oder dreizehn Jahre seines Lebens hinter der Schulbank zu sitzen, nur um dem Ende entgegenzufiebern. Deswegen zähle ich mich selber zu jenen neun von zehn Schülern, denen es nicht schnell genug gehen konnte. Ich bin gerne zur Schule gegangen. Doch gerade zum Ende hin war meine einzige Motivation: Durchhalten, Corinne – danach beginnt das rich­tige Leben.

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