Ich besteche meine Lehrer

Von einer Kriminellen Schülerin

 

Zuerst ein Geständnis: Ich bin der Lehrerbestechung schuldig. Schlimmer gar: Während ich die erste Tat nach der zehnten Klasse beging, ohne zu wissen, dass sie verboten war, plane ich – inzwischen informiert – weitere Delikte. Also heute ein Foto, auf dem man mich nicht erkennt.

 

Doch von vorn: Nie zufrieden sind wir Schüler, stets am Nörgeln über Klausuren, Hausarbeiten und natürlich die ungerechte Benotung. Da sollte man meinen, dass eine Lehrerin zum Abschied von ihrer zehnten Klasse ein Geschenk erwarten kann, zum Dank für die erduldeten Strapazen und dafür, dass sie alle zum Schulabschluss geführt hat. Dieser Erwartung entsprachen
auch die Jugendlichen des Heinrich-Hertz-Gymnasiums. Ausdruck des Dankes sollte eine kleine Skulptur zum Preis von rund 200 Euro sein. Die Eltern aller Schüler
legten zusammen. Fast aller, denn der Vater eines Schülers beteiligte sich nicht, sondern zeigte die Lehrerin an. Selbst an einer anderen Schule Schulleiter, verweist er darauf, dass Geschenke an Lehrer als Bestechung gewertet werden könnten.

 

War es Diensteifer oder Neid? Wie soll eine Klasse nach dem Abschluss ihre Lehrerin  beeinflussen? Auch, ob einzelne Schüler in der gymnasialen Oberstufe auf diese Lehrerin noch einmal treffen, war nicht abzusehen.

 

Laut Gesetz dürfen Präsente an Staatsbedienstete wie Lehrer nicht teurer als zehn Euro sein. Aber was sind zehn Euro? Legt eine Klasse mit 28 Schülerin für ein Geschenk zusammen legt, darf jeder maximal 36 Cent beitragen. Gegen eine Zahlung von 4 000 Euro wurde das Verfahren gegen die Lehrerin eingestellt. Und ich weiß nun, dass auch wir uns damals nach der zehnten Klasse strafbar machten.

 

Vergangenen Dienstag sprach sich der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) für eine Änderung dieser Regel aus. Zu Recht. Jugendliche sollten ihren Lehrern Wertschätzung zeigen dürfen. Lasst uns am Ende der Schule danke sagen können. Meine Klasse jedenfalls plant diese Straftat auch nach dem Abi.