Ein Projekt ermöglicht es Schülern, nach Washington zu reisen, um dort die Geschichte des Holocaust zu erforschen
Rund 6 700 Kilometer sind 28 Schüler des Goethe-Gymnasiums und der Ruth-Cohn-Oberschule gereist, um Zeitzeugengespräche zu führen, Archive zu besuchen und wie echte Historiker zu arbeiten. In der US-Hauptstadt Washington beschäftigten sich die Jugendlichen mit der Geschichte des Holocaust.
Gefördert von der Checkpoint-Charlie-Stiftung und der Friede-Springer-Stiftung hatten die Schüler die Möglichkeit, im United States Holocaust Memorial Museum, dem Museum mit dem weltgrößten Archiv zu diesem Thema, neun Tage lang auf nahezu wissenschaftlichem Niveau zu arbeiten. „Ich habe mich manchmal wie eine Studentin gefühlt“, erzählt Teilnehmerin Natalia. „Als Schülerin guckt man für Referate ja meist im Internet nach, dort hatte man zu jedem Thema mindestens 10 bis 15 Bücher um sich.“
Für Andrea Mehrländer, Geschäftsführende Direktorin der Checkpoint-Charlie-Stiftung, lassen sich anhand des Holocaust grundsätzliche Dinge lernen: „ Es geht um die Rechte von Minderheiten, weil diese besonders oft unterdrückt werden, wenn die Mehrheit entscheidet.“
Adrian, der sich in einer Arbeitsgruppe mit den Auswirkungen der Erfahrungen von Deportationen und Inhaftierungen in Konzentrationslagern beschäftigt hat, spricht in seiner Abschlusspräsentation über eines der vielen Verbrechen der Nazis: „Die Nationalsozialisten haben viele Menschen dazu gebracht, zu sagen: Meine Freunde und Familie sind mir egal, ich muss selbst überleben.“
Neue Perspektiven
Dass die Schüler ausgerechnet nach Washington reisten, ist allerdings nicht nur darauf zurückzuführen, dass das United States Holocaust Memorial den Schülern gute Arbeitsbedingungen bot. „Wenn wir hier in Deutschland ins Jüdische Museum gehen, bleiben wir unter uns, wir betrachten nur unsere eigene Historie“, sagt Walter Domke, Leiter des Geschichtsprojekts. „Wir haben jetzt gemeinsam die Geschichte an einem Ort betrachtet, an dem ganz unterschiedliche Menschen aus aller Welt zusammenkommen und ihre Sichtweisen einbringen. Das Umfeld von Wissenschaftlern und jüdischen Schülern ermöglichte noch ganz andere Perspektiven.“
Andrea Mehrländer ist von der Wirkung dieses Projekts jenseits des geschichtlichen Faktenwissens überzeugt: „Diese Erfahrung wird die Schüler lange begleiten und vielleicht Dinge anstoßen, die sich der einzelne für sein weiteres Leben noch gar nicht überlegt hat.“
Lisa Opolka (17 Jahre)