Ein Jugendprojekt verwandelt leer stehende Läden in Vereins- und Veranstaltungsräume
Von Rebecca Ciesielski , 21 Jahre
Das ist ein Rückzugsort für mich“, sagt Josephina. Sie ist eine von drei Schülerinnen, die sich seit November 2011 darum gekümmert haben, ein Ladenlokal in Köpenick so instand zu setzen, dass es für sie, ihre Freunde und andere Jugendliche nutzbar ist. Nun ist es so weit – der Raum öffnet seine Türen für kreative Projekte, als Ausstellungsraum oder – wie an diesem Abend – als Location für Konzerte. Von Jugendlichen für Jugendliche und unter Selbstverwaltung heißen die Maximen des Projekts, das nun schon fast die Halbzeit erreicht hat.
Unter dem Namen „Ladenhüter und junge Pächter“ fanden sich unter Anleitung des Kreuzberger Jugendkulturzentrums „Schlesische27“ Mitte des letzten Jahres Jugendliche aus allen Bezirken zusammen, die Räumlichkeiten benötigten, um Ideen zu verwirklichen. In Kreuzberg, Spandau und anderen Berliner Bezirken bekamen sie die Möglichkeit, leer stehende Gewerberäume für ihre eigenen und sehr unterschiedlichen Projekte zu nutzen. Die Jugendlichen dürfen frei planen, organisieren und entscheiden. Sie werden dabei aber nicht alleingelassen. Projektpartner wie das Tanzstudio und Veranstaltungszentrum „Dock 11“ oder die Neuköllner Oper unterstützen sie bei ihren kreativen Vorhaben.
Werbung über Facebook
Beim Neuköllner „zuhause e. V.“ etwa dreht sich alles um das Bauen und Spielen von so genannten „Schrottinstrumenten“. Das sind Klangkörper, die aus allem hergestellt werden, das eigentlich in die Tonne gehört. In anderen Stadtteilen gibt es Schreibwerkstätten, Improvisationstheatergruppen und Fotostudios.
„In den nächsten Wochen soll jeden Tag einer von uns hier sein, damit man einfach vorbeikommen und sich alles ansehen kann“, sagt Josephina, während das Konzert im Innern schon in vollem Gange ist. Der Raum ist brechend voll. Die Werbung lief hauptsächlich über Facebook, was augenscheinlich gut funktioniert hat. Nach Ablauf der Projektförderung im Sommer soll, so der Plan, versucht werden, den Raum aus eigener Kraft zu halten, also die Miete über Eintrittsgelder oder Ähnliches zu finanzieren.
Finanzierung ungewiss
Zumindest bis dahin existiert in Köpenick ein Ort, an dem Josephina und ihre Freunde sein dürfen, über den sie verfügen. In Berlin ist die Hoheit über Raum spätestens seit der ersten Hausbesetzer-Bewegung der frühen 80er ein Politikum. Momentan herrscht ein Leerstand von rund 80 000 Wohnungen. Trotzdem steigen die Mietpreise weiter. „Man kann natürlich versuchen, noch weitere Projektgelder zu beantragen“, überlegt Josephina. Der Wille ist da, sie weiß aber auch, wie schwer es werden wird, ihren Rückzugsort nach Ablauf des Projekts weiterhin zu finanzieren.
Mehr Infos zu dem Projekt unter: www.schlesische27.de