Erwachsene verboten

Eine Stadt von Kindern für Kinder- die FEZitty. Foto: FEZ Berlin

Im FEZ in der Wuhlheide leben junge Leute ihren Traum einer eigenen Stadt. Die funktioniert hervorragend


Von Josephine Valeske, 16 Jahre


In der FEZitty fühlt man sich, als wäre man in einen schrägen Mikrokosmos geworfen worden. Ein geschäftiger Achtjähriger erklärt einem Freund, dass er zur Arbeit müsse, dieser erwidert, er werde nun sein Gehalt bei der Bank abholen. Das Leben läuft in geregelten Bahnen ab in der FEZitty, einem Projekt des FEZ in der Wuhlheide, bei dem 6- bis 14-Jährige noch bis zum 5. August das Leben in einer Stadt komplett selbst organisieren können. Dazu kann sich jeder einen Beruf aussuchen, in dem er dann arbeitet und Geld verdient, das er später wieder ausgeben kann. Die Berufe bewegen sich im Spektrum von Müllmann, Fabrikarbeiter, Supermarktverkäufer und Schaffner – dem beliebtesten Beruf – bis zum Zeitungsredakteur und Bürgermeister.



Auf großer Fahrt: Kinder der FEZitty unternehmen eine Tour auf dem Floß. Foto: FEZ Berlin

Letzterer wird einmal in der Woche von der Vollversammlung der Stadtbürger gewählt. Anastasia, die zwölfjährige amtierende Bürgermeisterin, ist in der FEZitty allseits bekannt. Bevor sie zu ihrem Posten kam, hat sie im Zirkus als Artistin gearbeitet und die vier erforderlichen Stunden in der Universität abgesessen – dem einzigen Ort, an dem auch Erwachsene erlaubt sind.



Obwohl so viele junge Leute auf engem Raum zusammen sind, gibt es wenige Konflikte. Das liegt vielleicht daran, dass die Kinder sich innerhalb des Rollenspiels erwachsen fühlen und dementsprechend handeln. Sie lernen, Verantwortung zu übernehmen, sagen die Betreiber der FEZitty. Vielleicht funktioniert das Stadtleben aber auch so gut, weil keiner etwas muss: Berufe können gewechselt werden, Pausen sind jederzeit erlaubt. Zudem machen Thementage wie der „Türkische Tag“ oder der „Fashion Day“ das Leben abwechslungsreicher.


Bürgermeisterin Anastasia muss zurück ins Rathaus. Was sie dort macht? „Ich kümmere mich um Kultur und Bildung“, sagt sie mit gewichtiger Miene und lacht dann. „Ich bin für die Fragen der Bürger da und helfe, wenn es Streitereien gibt.“ Was sie später werden will, weiß sie noch nicht – vielleicht trifft man sie bald im Roten Rathaus an.


Ihr wollt mitmachen? Alle Infos findet ihr unter www.fezitty.de

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