Mehr Gelassenheit bei der Schulwahl

Lisa Opolka: Eltern sollten ihre Kinder nicht um jeden Preis aufs Gymnasium schicken, Foto: Privat

Von Lisa Opolka, 17 Jahre



Viel hatte man sich versprochen, als im letzten Jahr neue Auswahlkriterien für die Berliner Schulen in Kraft traten. Ein Losverfahren kam, das 30 Prozent der Plätze an Gymnasien auslost, ein Probejahr sowie die Pflicht der Gymnasien, keinen Schüler bei noch freien Plätzen abzulehnen. Auf diese Weise sollte der Zugang zum Gymnasium erleichtert werden. Das Ergebnis: Tausend Schüler werden Schätzungen zufolge wegen zu schwacher Leistungen nach diesem Schuljahr das Gymnasium wieder verlassen müssen.



Nur, wohin gehen sie dann? Sie müssen notgedrungen auf Sekundarschulen wechseln. Unter denen aber bleiben allenfalls die weniger gefragten, die vor allem von leistungsschwächeren Schülern besucht werden, da alle anderen bereits ausgelastet sind. Morgen enden die Fristen zur Anmeldung an den Oberschulen für das kommende Schuljahr. Der Kampf der Eltern um einen Platz für ihre Kinder an einem Gymnasium oder einer gefragten Sekundarschule ist in vollem Gange. Und so werden – da es bei der Anmeldung einzig nach dem Willen der Eltern und nicht nach der Leistung geht – vermutlich auch nächstes Jahr wieder viele Schüler ihre Schule nach einem nicht bestandenen Probejahr verlassen müssen. Dass das Verfahren so nicht funktioniert, ist klar. Die Idee des Auslosens ist falsch verstandene Chancengleichheit. Sie führt bei Kindern, die gerade den Anfang der Pubertät erleben, zu dem frustrierenden Erlebnis des Scheiterns, weil sie in eine Schule gelost werden, die nicht zu ihrem Leistungsniveau passt. An den Gymnasien müssen der Notendurchschnitt und die Einschätzung der Lehrer Aufnahmekriterium sein, da an ihnen das Lerntempo wesentlich höher ist.



Eltern, die ja das Beste für ihr Kind wollen, müssen bei diesem Thema gelassener werden. Der Weg zum Abitur steht ihren Kindern auch auf einer Sekundarschule offen. Wenn bei manchen Eltern auch der gute Ruf der Gymnasien eine Rolle spielt, sollten sie sich fragen, was der ihren Kindern bringt. Denn die müssen, wenn sie das Probejahr nicht bestehen, extra eingerichtete Rückläuferklassen an Sekundarschulen besuchen. Und da das Auwahlverfahren nun mal falsch konzipiert ist, kann man nur auf die Eltern hoffen. Darauf, dass sie auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten ihrer Kinder eingehen – damit nächstes Jahr mehr Schüler das Probejahr bestehen.

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Kategorien Politik

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