Besuch bei den Verdrossenen

Schüler finden es nicht immer gut, wenn der Unterricht ausfällt. Dann protestieren sie – hier an der Robert-Jungk-Oberschule in Charlottenburg. Foto: IstockPhoto/James Steidl

Am Herder-Gymnasium erklärten Politiker Schülern, warum nur ihre Partei die Bildung retten kann



von Marie – Lena Hutfils , 19 Jahre



Alle wollen nach Berlin, nur nicht die Lehrer. Die gehen lieber in andere Bundesländer, in denen Verbeamtung noch Praxis ist. In den nächsten fünf Jahren muss sich das ändern. Da waren sich die Vertreter der fünf großen Parteien einig, die am 31. August am Herder-Gymnasium in Charlottenburg anlässlich der Abgeordnetenhauswahl am 18. September mit Schülern über die Zukunft Berlins diskutierten. Dass unter 40-jährige Lehrer an Berliner Schulen eine angenehme Abwechslung und die Tage, an denen kein Unterricht ausfällt, rar sind, kann so nicht bleiben.



„Berlin muss attraktiver werden“, wiederholt Mieke Senftleben von der FDP immer wieder. Bessere Arbeitsbedingungen und eine gerechtere Regelung der Arbeitszeit seien der Schlüssel zum Erfolg. Aber nur Andreas Statzkowski von der CDU möchte zurück zur Verbeamtung: „Dabei ist es nur wichtig, dass wir das, was wir jetzt dadurch einsparen würden, schon rechtzeitig für die späteren Pensionen zurücklegen“, sagt er.



Die Missstände in der Berliner Bildungspolitik hören nach der Schule nicht auf. Im kommenden Jahr wird der Ansturm auf die Universitäten durch den doppelten Abiturjahrgang und die Abschaffung der Wehrpflicht unvorstellbar stark sein. Selbst wenn die Anzahl der Studienplätze von 20 000 auf 26 000 erhöht wird, werden wohl kaum alle interessierten Schüler sofort ein Studium aufnehmen können. „Die Wartezeit kann man aber gut mit einem freiwilligen sozialen Jahr überbrücken“, schlägt Dr. Bert Lehmann von den Grünen vor.



Die Schüler geben zu bedenken, dass es schon jetzt schwer für Berliner Studienanfänger ist, in ihrer Heimat zu bleiben. Über die Hälfte der Studierenden in Berlin kämen ursprünglich von außerhalb. Dass es in Berlin noch keine Studiengebühren gibt, könnte einer von vielen Gründen dafür sein. Für Robert Drewnicki von der SPD ist klar, dass das auch so bleiben soll: „Das ist eine Frage der wir auch gern einige Opfer“. Ein Raunen geht durch die Aula, als Mieke Senftleben versucht, zu erklären, warum Studiengebühren fair sind. Eine einfache Bäckerin solle nicht für den späteren Arzt mitbezahlen, schließlich verdiene er später viel mehr als sie. So ganz scheint niemandem im Raum dieses Gleichnis aufzugehen, aber die Schüler sehen von weiteren Nachfragen ab. Das mag auch daran liegen, dass Senftlebens Antworten allgemein etwas ausschweifend sind.

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Kategorien Politik

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