Noch vier Wochen bis feststeht, wer in Berlin in den kommenden fünf Jahren das Sagen haben wird: Am 18. September ist Abgeordnetenhauswahl. Jugendliche, die das 16. Lebensjahr vollendet haben, dürfen über die Bezirksverordnetenversammlungen abstimmen, alle Volljährigen zusätzlich das Abgeordnetenhaus wählen. Doch wer soll drinsitzen? Wir haben für euch die Wahlprogramme der Parteien durchforstet und visionär aufbereitet. In den nächsten Wochen könnt ihr hier lesen, wie Berlin kurz vor der nächsten Wahl in fünf Jahren aussehen würde, wenn diese oder jene Partei regiert. Dabei beschränken wir uns auf die Parteien, denen wir eine reelle Chance zugestehen, ins Abgeordnetenhaus einzuziehen. Der erste Teil steht im Zeichen des Kampfes um den Einzug ins Parlament – hier stellen wir die FDP und die Piratenpartei gegenüber, denen wir in Berlin durchaus jeweils drei Prozent der Stimmen zutrauen.
DIE FDP:
von Maximilian Hennig, 19 Jahre
Sommer 2016. Stolz sieht Christoph Meyer (FDP) aus dem Roten Rathaus über seine Stadt. Entlang der Spree pressen sich dicht an dicht Bürobauten, keine Bars und frei zugänglichen Grünflächen mehr zu sehen. Über neu renovierte Gebäude ohne Graffiti streift sein Blick, da gegen Street-Art-Künstler neuerdings hart vorgegangen wird. Generell ist das Klima rauer geworden – wer nicht selbst für sich Verantwortung übernimmt, geht unter. Der Lebensstandard in den Kiezen ist beträchtlich gestiegen. Zwar sind die ärmeren Mitbürger nicht reicher geworden, aber die sind ohnehin längst aus dem innerstädtischen Bild verschwunden. Während die Wohlhabenden viel neuen Nachwuchs produzieren, bereitet sich der bereits existierende individuell auf die Zukunft vor – in der Bürgerschule, deren Organisation in der Hand freier Träger liegt. Während er daran denkt, dass sich alle mehr anstrengen werden, wenn die Schulen in Konkurrenz zueinander stehen, fällt Christoph Meyer ein, dass er noch einkaufen gehen muss. Schon kurz vor 22 Uhr, und das am Wochenende. Gott sei Dank sind die Läden lange offen.
Die PIRATEN:
von Sophie Salmen, 21 Jahre
Ohne Sorge, eventuell beim Schwarzfahren erwischt zu werden, geht es in die ganztägige Gemeinschaftsschule, denn öffentliche Verkehrsmittel sind ja jetzt kostenlos. Dort angekommen, läuft der Unterricht wie üblich ab. Es gibt aber mehr Fächer, denn es besteht die Möglichkeit, alle in der Schule vertretenen Muttersprachen zu lernen. Das neu erworbene Wissen kann dann gleich beim kostenlosen warmen Mittagessen ausgetestet werden. Nach der Schule geht es zum Treffen mit Freunden im umfangreich erweiterten Mauerpark oder an den unbebauten Ufern der Spree. Aber eigentlich wollte man ja noch in das neue Album der Lieblingsband reinhören, das man sich auf dem Weg nach Hause über das stadtweit funktionierende WLAN-Netz heruntergeladen hat. Also vertagt man das Treffen. Zu Hause schaltet man vielleicht später noch den Fernseher ein, denn gerade werden die Sitzungen des Abgeordnetenhauses live übertragen. Immerhin steht die nächste Wahl bevor, und zum ersten Mal gibt es ein Wahlrecht für alle. Von Geburt an.
Mehr Infos zu den Programmen der Parteien unter www.die-neue-fdp.de und www.berlin.piratenpartei.de