„Der schönste Job auf der Welt"

Ein Interview von Katrin Gottschalk



Foto: Sebastian Bolesch

Carolin Emcke, Journalistin des Jahres, über ihren Berufswunsch, ihre erste Reportage und die Fähigkeit zu entspannen


Frau Emcke, Sie sind „Journalistin des Jahres 2010“ geworden. Wollten Sie immer Reporterin werden?

Ich habe nicht darüber nachgedacht, was ich werden wollte. Zumindest wollte ich nicht unbedingt Journalistin werden. Das hat sich ergeben. Ich wusste, dass ich gerne reise und gerne schreibe. Konkreter war das nicht.


Worüber haben Sie Ihre erste Reportage geschrieben?

Ursprünglich habe ich beim Fernsehen gearbeitet. In meinem ersten Bericht ging es um tote Robben, die mit Schwermetall kontaminiert waren und deshalb nicht entsorgt, sondern als Sondermüll verbrannt werden mussten. Mein erster Beitrag handelte also von Sondermüll.


Jetzt berichten Sie hauptsächlich von Menschen in Kriegs- und Krisengebieten weltweit. Liegt Ihnen die Berichterstattung aus dem Ausland mehr?

Absolut. Mich hat es schon immer in die Ferne gezogen. Mich interessieren internationale Konflikte, politische Krisen und auch Kriegssituationen. Deutsche Innenpolitik interessiert mich im Prinzip nicht.


Kommen Ihnen die Probleme in Deutschland oft belanglos vor?

Ja, total. Ich finde es leichter, aus Deutschland auszubrechen, als zurückzukommen. Der Maßstab für Probleme verschiebt sich auf meinen Reisen. Dann komme ich wieder und bin viel dankbarer für das, was es hier gibt. Und gelegentlich kommen mir die Sorgen hier dann sehr klein vor.


Bei allem, was Sie bisher in Gegenden wie Haiti, Irak oder Gaza gesehen und erlebt haben – wie schaffen Sie es, zu Hause mal zu entspannen?

Ich finde es immer schön, nach Berlin zurückzukommen. Meine Freunde bringen mich dann schnell in den Alltag zurück. Musik hören ist auch immer gut, aber vor allem der Freundeskreis, die Stadt und die Lebendigkeit hier helfen schon sehr.


Würden Sie Ihren Job eigentlich weiterempfehlen?

Also ich finde, es ist der schönste Job auf der Welt. Ich finde es aber nicht besser oder schlechter, als Schreiner, Bäcker oder Architekt zu sein. Jeder sollte einfach auf seine innere Stimme hören und das, wozu er Lust hat, mit Konzentration, Fleiß und Engagement verfolgen. Und man sollte sich keine Ratschläge von Erwachsenen anhören, die einem vorschreiben wollen, was man werden soll.

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Kategorien Politik

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