Carolin Emcke ist preisgekrönte Publizistin und berichtete acht Jahre aus Krisengebieten.
Carolin Emcke fragt die Jugendredaktion: „Warum ist die Zeit als Jugendlicher eigentlich so schwer? Warum fühlt man sich als Jugendlicher so sprachlos?“
Die Jugendredaktion antwortet:
Liebe Frau Emcke, diese Frage ist sehr interessant! Vor allem insofern, als ich Ihre Meinung nicht unbedingt teilen kann.
Natürlich ist die Zeit als Jugendlicher eine aufregende und nicht immer leichte Zeit. Und bestimmt auch ausgesprochen schwer für viele. Eine allgemeingültige Antwort auf das Warum gibt es aber nicht. Die gesamte Jugendzeit besteht aus einem ewigen Suchen und Hinterfragen. Man muss sich selber entdecken, immer wieder neu erfinden und dabei irgendwie die eigene Persönlichkeit festigen. Dazu kommen Liebeskummer, Pickel und nicht zuletzt viele Peinlichkeiten. Man fühlt sich bevormundet und doch noch zu unselbstständig, um das Leben ganz allein in den Griff zu bekommen. Und eben dies ist der Punkt!
Noch nicht desillusioniert genug
Ich glaube, dass sich die wenigsten Jugendlichen wirklich sprachlos fühlen. Gerade in unserem Alter ist man noch rebellisch, will sich ausdrücken und jedem am liebsten lautstark die wöchentlich wechselnde Meinung aufdrücken. Nicht nur innerhalb des Abnabelungsprozesses von den Eltern kann es da manchmal laut zugehen. Auch außerhalb des Elternhauses finden sich viele Jugendliche in Gruppen zusammen und sind gemeinsam Anhänger eines bestimmten Stils – sei es nun bezogen auf Musik oder politisches Engagement oder etwas anderes. Gerade in unserem Alter will man sich jedenfalls nicht den Mund verbieten lassen! Und man ist noch nicht desillusioniert genug, um zu wissen, dass einem doch niemand zuhört.
Jugendliche wissen vielleicht nicht immer, was ihre Meinung ist, aber meist ist es unüberhörbar, dass sie eine haben. Die peinliche Stille beim ersten Date zählt nicht, oder?
Ihre Henrike Hillmann, 19 Jahre