Ein Zollbeamter zeigt beschlagnahmtes Kokain. Foto: Christian Charisius/dpa

Drogen sollten endlich gesünder werden

Laura hofft, dass Drugchecking bald auch in Deutschland möglich ist.

Laut Rauschgiftstatistik starben 2015 insgesamt 153 Menschen in Berlin durch Drogenmissbrauch. Doch nicht allein die Drogen selbst sind gefährlich. Hinzu kommt, dass sie von Dealern häufig mit billigen Substanzen gestreckt werden, um den Gewinn zu maximieren – unter anderem mit Parasitenbekämpfungsmitteln und Schwermetallen.

Während sogenanntes Drugchecking, also das legale und kostenfreie Testen von Drogen auf Verunreinigung, in vielen europäischen Ländern wie Österreich und der Schweiz seit Jahren üblich ist, hat sich Deutschland bislang gegen diese Präventionsmaßnahme gesträubt. Die Befürchtung: Wer weiß, dass Drogen nicht gestreckt sind, hat weniger Hemmungen, sie zu nehmen. Tatsächlich bestätigen Statistiken dies. Aber sie bestätigen auch: Die Zahl der Überdosierungen, Vergiftungen und Todesfälle geht in den Ländern, die Drugchecking anbieten, zurück.

Dass die Argumentation der Politik dagegen nicht schlüssig ist, zeigen auch die Automaten, an denen Drogenkonsumenten billig Spritzenbesteck kaufen können, damit sie keine benutzten Nadeln wiederverwenden und sich so dem Risiko lebensbedrohlicher Infektionen aussetzen. Sie existieren seit Langem. Mehr Abhängige gibt es deshalb nicht.

Ein Zollbeamter zeigt beschlagnahmtes Kokain. Foto: Christian Charisius/dpa
Ein Zollbeamter zeigt beschlagnahmtes Kokain. Foto: Christian Charisius/dpa

In Deutschland bestand bislang, abgesehen von Angeboten auf einzelnen Veranstaltungen, nur in der Apotheke die Möglichkeit, Drogen untersuchen zu lassen. Dies allerdings zu einem Preis von bis zu 100 Euro, der wohl die meisten jungen Konsumenten abschrecken dürfte.

Ende dieses Jahres soll Drugchecking auch in Berlin vorgestellt werden. Sollte es legalisiert werden, könnte es künftig nicht nur mobil auf Festivals, sondern auch in Clubs und in einer Art Sprechstunde möglich sein, Drogen testen zu lassen. Einer Untersuchung, die rund zwanzig Minuten dauert, würde sich ein obligatorisches Beratungsgespräch anschließen. Es beinhaltet in der Schweiz neben Safer-Use-Regeln auch individuelle Ratschläge, abhängig von Geschlecht, Gewicht und psychischem Zustand des Betreffenden.

Ich hoffe, dass Drugchecking endlich auch in Deutschland erlaubt wird. Dass Verbote zwecklos sind, sollte mittlerweile klar sein. Eine Orientierung hin zu eigenverantwortlichem, bewusstem Konsum ist die beste Möglichkeit, die Gefahr zu verringern, die Drogenmissbrauch birgt.

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