Ist die Jugend so schlecht wie ihr Ruf?

Außer der Mode hat sich seit Sokrates' Klage über die Jugend wenig geändert. Foto: DPA/Klaus-Dietmar Gabbert

Freya, 19 Jahre, aus Rummelsburg fragt: Warum heißt es immer: Die Jugend ist uninteressiert, hört nicht auf die Eltern, hat keine Sitten und so weiter. Haben Ihre Großeltern auch auf Sie geschimpft? Stimmt es wirklich, dass das Engagement im Laufe der Zeit zurückgegangen ist oder ist das nur Gerede?


Frau Haube antwortet: Kennst du das Zitat: „Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widerspricht ihren Eltern, legt die Beine übereinander und tyrannisiert ihre Lehrer.“? Das Zitat stammt von Sokrates. Kaum zu glauben – es ist älter als 2 400 Jahre. Die jungen Leute von heute wären nicht unsere Jugend, wenn sie so wären wie wir Eltern und Großeltern. Das war schon immer so.


Natürlich müssen Eltern und Großeltern mal ein bisschen kritisieren. Wenn wir mit allem zufrieden wären, gäbe es ja keinen Diskussionsstoff mehr. Letztendlich ist so ein kleiner Disput oft recht interessant. Ich erfahre bei kleinen „Auseinandersetzungen“ mehr über die aktuellen Interessen, Sorgen und Nöte meiner Tochter, als wenn ich sie mit täglichen Fragen à la „Wie geht es dir heute?“ nerve.


Mit dem Engagement bei der Jugend im Allgemeinen kenne ich mich nicht aus. Sicherlich gibt es junge Leute, die von einer Sache überzeugt sind und sich dafür mächtig ins Zeug legen. Allerdings habe ich auch schon gehört, dass mit Aktionsfreude und Engagement oft die Angst einhergeht, sich zu blamieren und keinen Erfolg zu haben. Im Grunde wird es heute genauso viele junge Leute geben, die sich engagieren wie früher.


Dabei sind die Jugendlichen heute viel informierter und klüger als wir im gleichen Alter damals waren. Vor mehr als 30 Jahren hatten wir nur Zeitungen und das Fernsehen, um uns zu informieren. Heute gibt das Internet alle Auskünfte dieser Welt. Allerdings kann ich nicht verstehen, dass Aussagen von albernen Alleinunterhaltern, auch Comedians genannt, oder großspurigen Wichtigtuern, auch Superstars genannt, mehr Gewicht zu haben scheinen als Berichte von gestandenen Wissenschaftlern oder Forschern. Der Wust von Belanglosigkeiten überdeckt oft das Wichtige. Da ist es für viele junge Leute bestimmt schwer, zu filtern. Was und wem soll man noch glauben? Was heute gut und richtig ist, ist morgen vergessen und begraben. Aufmüpfig sein, rebellieren? Gegen wen oder was? Anpassen ist für viele oft leichter. Ich finde das langweilig.


Also, liebe Jugendliche – seid engagiert und interessiert euch. Seid neugierig und hört nicht immer auf eure Eltern. Nur so könnt ihr die Welt vielleicht ein bisschen verändern.


Deine Frau Haube


Wer sind eigentlich diese Alter Egos, die mit der Kraft der zwei Erfahrungsschätze, in allen Lebenslagen Rat wissen? Frau Haube und Herr Höff haben sich 2010 in unserem Superoma- und Superopa-Casting durchgesetzt und beantworten seitdem eure Fragen. (Habt ihr eine? Schreibt uns unter blz-jugendredaktion@berliner-zeitung.de)

Das könnte Dich auch interessieren

  • Alter Egos: Bewerbungstipps

    Frank, 17 Jahre, aus Hellersdorf fragt: „Immer wird so viel Wert auf…

  • Was ist real?

    Josephine, 16 Jahre, aus Pankow fragt: „Neulich haben wir uns in der…

  • Der Sinn des Lebens?

    Sonja, 18 Jahre, aus Zehlendorf: „Ich habe mir neulich die Frage nach…

  • Alter Egos

    Bert, 16 Jahre, aus Pankow fragt: „In den Medien wird gerade das…

Kategorien Mitmischen

Auf spreewild.de berichten wir über alles, was uns bewegt – über Schule, Politik und Freizeit, Liebesglück und -kummer oder den Schlamassel mit der eigenen Zukunft. Wir bieten Hintergrundgeschichten zu den Artikeln, die wir auf der Jugendseite veröffentlicht haben, stellen Fotos und Videos ins Netz. Dazu gibt es die Fotoserien der Jugendredaktion, Musik-, Buch- und Filmbesprechungen sowie all die Fragen, die uns die Prominenten jede Woche stellen.