Schauspieler Sven Scheele im Stück "Affe"
Schauspieler auf der Bühne der Neuköllner Oper

Noch schnell angesehen: das Peter-Fox-Musical „Affe“

Die Lieder des Seeed-Sängers passen auch auf die Theaterbühne. Das zeigt die Neuköllner Oper. Die restlichen Aufführungen sind schon ausgebucht.

Alles ist bunt, laut und blinkt, Stadt voller Affen ist voll und stinkt. Wir feiern ohne Grund, komm rauch und trink. Die Party ist gelungen, wir sind taub und blind!“ – Die passende Beschreibung für einen Abend in der Neuköllner Oper, denn hier wird noch bis zum 18. Juli das Stück „Affe“ wieder aufgeführt, das auf dem Album „Stadtaffe“ von Peter Fox basiert. Und die Wiederaufnahme macht den bekannten Texten des Berliner Sängers alle Ehre: In einer Reise durch wilde Berliner Nächte verschwimmen schnell Realität und Fiktion – es ist eben alles bunt, laut und blinkt.

In dieser surrealen Welt steckt der junge Protagonist F. fest, dem die Zuschauer durch sein exzessives Partyleben folgen. In seiner durch Drogen verschleierten Sinneswahrnehmung begegnet er den verschiedensten Gestalten, manchen, die er zu kennen scheint, anderen, die ihm fremd sind. Doch in der sinnesberaubenden Welt der Affen ist ohnehin nie sicher, ob das Gesehene Trugbild ist oder doch real. Letztendlich ist diese Unsicherheit aber egal, da die Zuschauer dadurch selbst gefangen sind in der bunten, lauten Affenwelt. Diese Erfahrung ist wirklich empfehlenswert.

Schillernde Party im einen, trauriger Eskapismus im anderen Moment – sehenswert!

Die sechs Schauspieler hüpfen wild über die Bühne, tanzen ausgelassen und anzüglich zu den rhythmischen Liedern, singen mal alleine oder gemeinsam. Die schillernden Partyszenen scheinen jedoch bloß Erinnerungsfetzen von F. zu sein, denen auch immer wieder Blicke in das wirkliche Leben folgen, in dem F. im grell erleuchteten Krankenhauszimmer liegt und versucht, sich an die letzte Nacht zu erinnern. Neben den berauschenden Glücksgefühlen zeigen sich nun auch der Schmerz und die Sorgen des scheinbar lockeren Partyaffen. Die Zuschauer verstehen langsam: eine verlorene Liebe, ein betrogener Freund. Das Lachen vergeht, die sorglose Nacht erscheint wie F.s Flucht vor sich selbst. Die gaffenden Party-People wirken geradezu ekelerregend und traurig. Im Finale fällt die Affenkönigin das Urteil über Leben und Tod, Realität und Fiktion.

„Affe“ ist ein Stück, das glücklich macht und zum Mitsingen verleitet, aber auch die traurige Realität von Drogenmissbrauch zeigt, ohne dabei die Moralkeule zu schwingen. Zum Ende wird noch einmal „Schüttel deinen Speck“ gesungen und dazu getwerkt. Was will man mehr von einem Musical?

Beitragsbild: Philipp Plum

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Der kuriose Briefmarkensammler in der Bibliothek oder ein mal zu Späßen aufgelegter Busfahrer – es sind die kleinen wunderbar skurrilen Alltagsgeschichten unserer Großstadt, die ich mit meinen Worten einfangen will. Ich, eine waschechte 18-jährige Berlinerin, die neben dem geschriebenen Wort auch ein großer Fan von guter Musik und Woody-Allen-Filmen ist. Schreiben bedeutet für mich reflektieren, verstehen und sich einfach mal fallen zu lassen, ganz nach Frau Lindgrens Devise: „Man muss so schreiben, dass es für einen selbst eine Freude ist, sonst kann es auch für andere keine Freude sein.“