Ein Fahrrad der Firma Ofo
Ein Fahrrad der Firma Ofo

Ein Fahrrad zum Mitnehmen, bitte!

„Das Rad? Hab ich nur geliehen.“ Schon klar. Gemietet ist es jedenfalls in der Regel nicht, wenn ein 15-Jähriger drauf sitzt – sondern wahrscheinlich gehackt.

Von Kathrin Keller, 26 Jahre

Leihfahrräder stehen oder liegen an so ziemlich jeder Berliner Straßenecke, wo sie oft die Gehwege versperren und deshalb viele nerven. Doch es scheint unter Jugendlichen im Wedding, in Kreuzberg und Neukölln als cool zu gelten, mit eben solchen Bikes durch die Stadt zu fahren. Besonders beliebt: das gelbe Damenrad des chinesischen Bikesharing-Anbieters Ofo.

Wie hat der Stadtdrahtesel es geschafft, zum neuen Must-have auf den Pausenhöfen aufzusteigen? Schließlich muss man für die Nutzung eine Kreditkarte haben. Ein Blick ins Netz verrät: Es gibt Dutzende Videos zum „Ofo bike hack“ und Anleitungen zum illegalen Entsperren der Räder. Die Kids haben offenbar einen Weg gefunden, die Leihbikes zu hacken, um damit kostenlos zu fahren.

Wir wollten ein Leihfahrrad hacken – und sind gescheitert

Bei dem Versuch, eines der gelben Citybikes zu knacken, ist unsere Redaktion jedoch kläglich gescheitert – vielleicht gab es mittlerweile ein Software-Update?! Auf Anfrage beim Anbieter Ofo bekamen wir zunächst keine Antwort. Dann erklärte das Unternehmen, es komme zwar vor, dass Fahrräder illegal benutzt werden, „aber nicht sehr häufig“. Vom Berliner Massenphänomen „Ofo bike hacking“ kann demnach keine Rede sein.

Seit April wurden jeden Tag ein paar Hundert Ofo-Bikes in den Berliner Bezirken verteilt, mittlerweile sind es rund 3 000. Dass hin und wieder ein paar davon geknackt werden, geht am Ende nicht nur zulasten des Unternehmens, sondern auch derjenigen, die dafür bezahlen.

Dennoch scheint Ofo das illegale Treiben mit Humor zu nehmen, wie kürzlich auf vice.com zu lesen war: Die General Managerin von Ofo Deutschland erklärte dort, das Unternehmen könne den Hacks auch etwas Positives abgewinnen, da sie damit „wenigstens einen kleinen Beitrag dazu leisten konnten, junge Menschen zum Fahrradfahren zu bewegen“. (Bei dem Risiko, das der Berliner Straßenverkehr für Fahrradfahrer darstellt, ist das auch bitter nötig. – Die Red.)

 

Beitragsbild: Raufeld

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