Berlins einzige Halfpipe fällt dem Umbau der Skatehalle Berlin zum Opfer. Was mit ihr in der Zukunft geschieht, ist bisher ungewiss.
Die Skatehalle Berlin ist erst kürzlich offizieller Olympia-Stützpunkt der deutschen Profi-Skater geworden, wegen ihrer hervorragenden Trainingsbedingungen. Ganz besonderer Pluspunkt der Halle auf dem RAW-Gelände: die Halfpipe, eine der größten Europas. Vor diesem Hintergrund klingt die Nachricht recht erstaunlich: Eben diese außergewöhnliche Rampe hat am vergangenen Samstag ihre letzte „Session“ erlebt.
Grund ist der Umbau der Skatehalle. Im Mai soll dort mehr Platz für das populärere Street-Skaten geschaffen werden. Die Halfpipe hat in den 14 Jahren ihrer Existenz rund ein Drittel der Gesamtfläche eingenommen – zu viel angesichts der geringen Nachfrage. Laut dem Betreiber der Halle nutzten in den vergangenen Jahren nur eine Handvoll Skater die Rampe, es gebe außerdem kaum Nachwuchs. Doch die kleine eingeschworene Truppe steht nun vorerst ohne „Zuhause“ da.
Die Szene kritisiert die kurzfristige Ankündigung
Wohl auch deshalb machte sich in der Szene Unmut breit. Es gehe nur um finanzielle Interessen, war zu hören, schuld sei der kapitalistische Hallen-Sponsor Nike SB. Außerdem sei der Termin für den Abbau der Rampe viel zu kurzfristig – nur rund einen Monat zuvor – kommuniziert worden.
Tobias Freitag, Geschäftsführer des Hallenbetreibers Five-O GmbH, tritt dieser Darstellung entgegen. Es sei seit zwei Jahren bekannt, dass die Rampe jederzeit hätte verschwinden können. Schon im Februar 2016 habe er gemeinsam mit dem 1. Berliner Skateboardverein ein Konzept erarbeitet und danach immer wieder eingeladen, über die Zukunft der Rampe zu sprechen. Es wäre also theoretisch genug Zeit gewesen, um einen neuen Platz für die Halfpipe zu finden. „Der Skateboardverein hätte da früher aus den Hufen kommen können“, sagt Freitag.
Nun ist es zu spät, zumindest für einen nahtlosen Übergang. Die Skatehalle hat die Halfpipe dem gemeinnützigen Verein Drop In e.V. geschenkt. Dieser hat sich verpflichtet, sie schnellstmöglich wieder aufzubauen, am liebsten gleich nebenan in der zurzeit leer stehenden Halle 58, die ebenfalls auf dem RAW-Gelände liegt. Doch die kann nicht einfach angemietet, sondern muss vorher noch saniert werden. Die Idee dafür habe man den Eigentümern bereits präsentiert. „Sollte sich bis Ende Juli abzeichnen, dass das nicht klappt, werden wir uns nach alternativen Locations umschauen“, sagt Jonathan Meißner, Leiter der Arbeitsgruppe Halfpipe, die eigens für die Erhaltung der Rampe ins Leben gerufen wurde.
Petition für den Wiederaufbau
Bis auf Weiteres wird die Rampe jetzt auf dem Gelände der Skatehalle zwischengelagert. Die Betreiber wollen die Skater und die Vereine unterstützen. Den Wiederaufbau an anderer Stelle sehen sie als Chance für eine von den Skatern selbst verwaltete Halfpipe-Halle. Sie haben der Sache zunächst ein Jahr Zeit gegeben.
Wer gemeinsam mit den Skatern für den schnellen Wiederaufbau sorgen will, kann auf auf der Webseite von Drop In e.V. die Petition für den Wiederaufbau unterschreiben.
Beitragsbild: Adam Sello