Tierprodukte kommen Margarethe nicht mehr auf den Teller. Foto: Gerd Metzner

Margarethes Klimafasten-Tagebuch #2

Vierzig Tage lang fastet unsere Redakteurin Margarethe mit Jugendlichen aus ganz Deutschland für ein besseres Klima

Klingt komisch, schmeckt köstlich

In den ersten Tagen fällt es mir schwer, zu improvisieren, meine Lieblingsgerichte adäquat zu ersetzen. Zu träge fläzt sich der innere Schweinehund auf dem Weg zur Kühlschranktür, als dass ich aus Seidentofu und Sojasahne eine Mousse au Chocolat zaubern würde. Daher heißt es oft: Verzicht. Doch als mein gieriger Nachtischmagen, den ich eigens für Zahnschmelzkiller jedweder Art besitze, immer heftiger protestiert, werde ich kreativer.

Tierprodukte kommen Margarethe nicht mehr auf den Teller. Foto: Gerd Metzner
Tierprodukte kommen Margarethe nicht mehr auf den Teller. Foto: Gerd Metzner
Endlich stehen zum Sonntagsfrühstück wieder „Eier“kuchen auf dem Tisch. Für zwei Eier kann ich nämlich einfach eine Banane in den Teig aus Mehl und Hafermilch drücken. Skeptisch beäuge ich den gräulichen Matsch, der Geschmackstest aber zeigt: Die veganen Küchlein schmecken unverhofft unverschämt gut! Brownies aus Süßkartoffeln klingen da weniger verführerisch. Doch wieder jubeln meine Geschmacksknospen. Das südamerikanische Wurzelgemüse tarnt sich erfolgreich mit einer vollmundigen Kakaonote und – natürlich – einer Menge Zucker.

Bald steht für mich fest: Pflanzlich ist tierisch lecker. Bei meinen wöchentlichen Supermarktstreifzügen schreite ich erhobenen Hauptes und ohne Verlangen an industriell gepressten Schokoriegeln vorbei, deren Kinderstube die Chemielabore kapitalistischer Großunternehmen sind. Im euphorischen Do-It-Yourself-Modus rühre ich süße Brotaufstriche zusammen und auch auf die vielseitigen Backkünste der besten Freundin ist Verlass. Die goldene Regel lautet: Arbeite an Deiner Einstellung! Ohne den Anspruch, ein geschmackliches Äquivalent zur nicht-veganen Originalversion zu erwarten, lässt sich eine Lasagne auch mit Zucchiniplatten und Linsenfüllung genießen. Mein Klima-Karma dankt es mir.

Margarethe Neubauer, 21 Jahre

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Kategorien Lifestyle Umwelt Zwischendurch

Schreiben ist meine Neurose. Ich mache das wirklich nicht freiwillig. An pathologischer Schreibwut leide ich etwa seit meinem neunten Lebensjahr. Heute bin ich 24. Sie äußert sich in der übermäßigen Produktion von Texten, dabei reagiere ich sensibel auf gute Geschichten. Schreiben ist mein Plüsch–Airbag gegen Schleudertraumata im täglichen Gedankenkarussell, Weckglas für klebrig-süße Memoirenmarmelade und die doppelte Aspirin am Morgen nach einem exzessiven Empfindungsrausch. Ich habe eine Schwäche für Präpositionen mit Genitiv, Schachtelsätze und Ironie. In die Redaktion komme ich nur, weil es da umsonst Tee gibt.