Vierzig Tage lang fastet unsere Redakteurin Margarethe mit Jugendlichen aus ganz Deutschland für ein besseres Klima
Klingt komisch, schmeckt köstlich
In den ersten Tagen fällt es mir schwer, zu improvisieren, meine Lieblingsgerichte adäquat zu ersetzen. Zu träge fläzt sich der innere Schweinehund auf dem Weg zur Kühlschranktür, als dass ich aus Seidentofu und Sojasahne eine Mousse au Chocolat zaubern würde. Daher heißt es oft: Verzicht. Doch als mein gieriger Nachtischmagen, den ich eigens für Zahnschmelzkiller jedweder Art besitze, immer heftiger protestiert, werde ich kreativer.
Endlich stehen zum Sonntagsfrühstück wieder „Eier“kuchen auf dem Tisch. Für zwei Eier kann ich nämlich einfach eine Banane in den Teig aus Mehl und Hafermilch drücken. Skeptisch beäuge ich den gräulichen Matsch, der Geschmackstest aber zeigt: Die veganen Küchlein schmecken unverhofft unverschämt gut! Brownies aus Süßkartoffeln klingen da weniger verführerisch. Doch wieder jubeln meine Geschmacksknospen. Das südamerikanische Wurzelgemüse tarnt sich erfolgreich mit einer vollmundigen Kakaonote und – natürlich – einer Menge Zucker.
Bald steht für mich fest: Pflanzlich ist tierisch lecker. Bei meinen wöchentlichen Supermarktstreifzügen schreite ich erhobenen Hauptes und ohne Verlangen an industriell gepressten Schokoriegeln vorbei, deren Kinderstube die Chemielabore kapitalistischer Großunternehmen sind. Im euphorischen Do-It-Yourself-Modus rühre ich süße Brotaufstriche zusammen und auch auf die vielseitigen Backkünste der besten Freundin ist Verlass. Die goldene Regel lautet: Arbeite an Deiner Einstellung! Ohne den Anspruch, ein geschmackliches Äquivalent zur nicht-veganen Originalversion zu erwarten, lässt sich eine Lasagne auch mit Zucchiniplatten und Linsenfüllung genießen. Mein Klima-Karma dankt es mir.
Margarethe Neubauer, 21 Jahre