Tierprodukte kommen Margarethe nicht mehr auf den Teller. Foto: Gerd Metzner

Margarethes Klimafasten-Tagebuch #1

Vierzig Tage lang fastet unsere Redakteurin Margarethe mit Jugendlichen aus ganz Deutschland für ein besseres Klima

MultiFasting

Der bundesweite Aufruf zum Klimafasten hat meine Weltverbesserer-Gene aktiviert: Sechs Wochen lang werde ich durch eine bewusste Ernährung die Umwelt entlasten. Kaum habe ich die Konsum-Komfortzone verlassen, will ich am liebsten gleich alles auf einmal: Bio, öko, vegan, verpackungslos, regional, saisonal. Von fröhlichen Ferkeln empfohlen. Doch schon mein erster klimasensibler Einkauf wird zum Hürdenlauf.

Tierprodukte kommen Margarethe nicht mehr auf den Teller. Foto: Gerd Metzner
Tierprodukte kommen Margarethe nicht mehr auf den Teller. Foto: Gerd Metzner
Die Obst- und Gemüseabteilung präsentiert sich mir auf den ersten Blick als Schlaraffenland. Hier landen Äpfel und Karotten lose im Einkaufskorb. Plastiktütchen – Nein, danke! Regional sind diese Produkte allerdings nicht. Bio-Etiketten suche ich auch vergebens. Die glücklichen Gurken mit Gütesiegel sind von einer glänzenden Folie umschlungen. Ich bin irritiert.

Vorbei an Reiswaffeln (Plastikverpackung) und Frischkäse (nicht vegan) kämpfe ich mich durch ein Kunststoffdickicht bis zu meiner heimlichen Lieblingsabteilung: Konserven. Die dicken Bohnen und Kichererbsen lagern ein paar Meter weiter für einen minimalen Aufpreis in umweltfreundlichen Glasbehältern. Hurra! Doch nun wird es knifflig: Milch gibt es in der Flasche – Sojamilch bloß im Tetrapack. Und jetzt?

Schnell merke ich, dass ein lupenreines Klimagewissen mit der menschlichen Existenz schwer zu vereinbaren ist. Enthusiasmus und Realismus schließen also einen Kompromiss: Kein Plastik, keine Tierprodukte, lautet mein selbstgewähltes Fastendogma. Nun werden Salatköpfe rollen.

Margarethe Neubauer, 21 Jahre

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Kategorien Lifestyle Umwelt Zwischendurch

Schreiben ist meine Neurose. Ich mache das wirklich nicht freiwillig. An pathologischer Schreibwut leide ich etwa seit meinem neunten Lebensjahr. Heute bin ich 24. Sie äußert sich in der übermäßigen Produktion von Texten, dabei reagiere ich sensibel auf gute Geschichten. Schreiben ist mein Plüsch–Airbag gegen Schleudertraumata im täglichen Gedankenkarussell, Weckglas für klebrig-süße Memoirenmarmelade und die doppelte Aspirin am Morgen nach einem exzessiven Empfindungsrausch. Ich habe eine Schwäche für Präpositionen mit Genitiv, Schachtelsätze und Ironie. In die Redaktion komme ich nur, weil es da umsonst Tee gibt.