Vierzig Tage lang fastet unsere Redakteurin Margarethe mit Jugendlichen aus ganz Deutschland für ein besseres Klima
MultiFasting
Der bundesweite Aufruf zum Klimafasten hat meine Weltverbesserer-Gene aktiviert: Sechs Wochen lang werde ich durch eine bewusste Ernährung die Umwelt entlasten. Kaum habe ich die Konsum-Komfortzone verlassen, will ich am liebsten gleich alles auf einmal: Bio, öko, vegan, verpackungslos, regional, saisonal. Von fröhlichen Ferkeln empfohlen. Doch schon mein erster klimasensibler Einkauf wird zum Hürdenlauf.
Die Obst- und Gemüseabteilung präsentiert sich mir auf den ersten Blick als Schlaraffenland. Hier landen Äpfel und Karotten lose im Einkaufskorb. Plastiktütchen – Nein, danke! Regional sind diese Produkte allerdings nicht. Bio-Etiketten suche ich auch vergebens. Die glücklichen Gurken mit Gütesiegel sind von einer glänzenden Folie umschlungen. Ich bin irritiert.
Vorbei an Reiswaffeln (Plastikverpackung) und Frischkäse (nicht vegan) kämpfe ich mich durch ein Kunststoffdickicht bis zu meiner heimlichen Lieblingsabteilung: Konserven. Die dicken Bohnen und Kichererbsen lagern ein paar Meter weiter für einen minimalen Aufpreis in umweltfreundlichen Glasbehältern. Hurra! Doch nun wird es knifflig: Milch gibt es in der Flasche – Sojamilch bloß im Tetrapack. Und jetzt?
Schnell merke ich, dass ein lupenreines Klimagewissen mit der menschlichen Existenz schwer zu vereinbaren ist. Enthusiasmus und Realismus schließen also einen Kompromiss: Kein Plastik, keine Tierprodukte, lautet mein selbstgewähltes Fastendogma. Nun werden Salatköpfe rollen.
Margarethe Neubauer, 21 Jahre