Und der Goldene Affe geht an …

Die Verleihung der berühmt-berüchtigten Trophäe der Jugendredaktion für die peinlichsten Taten des Jahres.

Die Jury, bestehend aus der Jugendredaktion der Berliner Zeitung, vergibt den Goldenen Affen in diesem Jahr zum neunten Mal. Foto: RAUFELD
Die Jury, bestehend aus der Jugendredaktion der Berliner Zeitung, vergibt
den Goldenen Affen in diesem Jahr zum neunten Mal. Foto: RAUFELD

Panikmache, aufgepumpte Körperteile, penetrante Omnipräsenz: Es gibt viele Möglichkeiten, seine Mitmenschen zu nerven. Die Prominenten haben dabei in diesem Jahr wieder einmal jede Menge Kreativität bewiesen. Die Jugendredaktion belohnt sie mit dem Goldenen Affen, dem geschmackvollsten Preis für geschmacklose Verfehlungen. Erstmals geht die Trophäe auch an Shows und Phänomene. Also Scheinwerfer an, Trommelwirbel, der Goldene Affe 2015 geht an …

Foto: DPA
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… Kylie Jenner: Schlagzeilen wie „Lip-Kit-Kollektion legt Internet lahm“, „Misshandelt sie ihre Hunde?“, „Kriegt die 18-Jährige bald ihr erstes Kind?“ brachten Kylie Jenner 2015 auf sämtliche Titelseiten der Boulevardpresse. Dank der weltbekannten Realityshow ihrer Halbgeschwister – „Keeping up with the Kardashians“ – macht das US-Model es einem nahezu unmöglich, nicht schon einmal von ihr gehört zu haben. Sie ist der Grund, warum junge Mädchen vor laufender Kamera ihre Lippen in ein Glas stülpen und durch den entstehenden Druck tagelang an Schwellungen leiden, nur um ihrem Vorbild ähnlich zu sehen. Die Tochter von Kris und Caitlyn (früher Bruce) Jenner lernte schnell von ihren großen Halbgeschwistern Kim und Khloé, wie sie sich und ihren Körper zur Schau stellen kann, und schreckt dabei auch nicht vor Schönheitsoperationen zurück. Ziemlich peinlich!
(Laudatorin: Aniko Schusterius, 19 Jahre)

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… Reality-TV:Das Fernsehen bietet bekanntermaßen einiges für den kleinen Voyeur in uns. In diesem Jahr haben sich die Produzenten aber noch ein paar ganz besondere Leckerbissen ausgedacht. So sollte beispielsweise die Gründung einer neuen Gesellschaft namens „Newtopia“ ein Jahr lang live über die Bildschirme flackern. Von den Zuschauern wurde dieser kreative Einfall nicht belohnt, die erhofften Traumquoten blieben aus. Die Verantwortlichen bewiesen daraufhin erneut Einfallsreichtum: Sie verlagerten den Ort des Geschehens kurzerhand auf eine einsame Insel und integrierten den zusätzlichen Erfolgsfaktor Überleben. Auch hier taten die Zuschauer das einzig Richtige: wegschalten. Unser Vorschlag für 2016: Lasst es doch einfach.
(Laudatorin: Friederike Deichsler, 19 Jahre)

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… Thomas de Maizière: Zweifelsohne gab es 2015 zahlreiche Politiker und politisch Aktive, die sich den Goldenen Affen verdient hätten. Doch um den wirren Ideen und populistischen Schlachtrufen einiger besorgter Bürger nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken als unbedingt nötig, entschied sich die Jugendredaktion, die Trophäe einem anderen zu verleihen, der ebenfalls weiß, was es heißt, sich um das Wohlergehen der deutschen Bevölkerung zu sorgen: Thomas de Maizière. Große Terrorgefahr andeuten, ein gesichtsloses Monster schaffen und als Folge Verunsicherung, Misstrauen und Angst streuen – nicht sehr geschickt, Herr Bundesinnenminister! Dieser Fauxpas reiht sich ein neben einer chaotischen Flüchtlingspolitik, geprägt von Wortklauberei um Obergrenze und Kontingent, sowie mehr als 300 000 unbearbeiteten Asylanträgen. Und war da nicht mal was mit einer Drohne?
(Laudatorin: Hannah Meudt, 24 Jahre)

Foto: YOUTUBE
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… Dagi Bee und Co: Youtuber sind Geschmackssache. Egal ob nervige Begleiterscheinung der Medialisierung oder Entertainer der Zukunft: Die Zeiten, in denen sie sich namensgetreu nur auf Youtube verwirklichten, sind 2015 leider endgültig vorbei. Sie versuchen, sich über das Videoportal hinaus zu etablieren – enden zumeist jedoch in einer penetranten Omnipräsenz. Das begann mit den Buchveröffentlichungen der Geschwister Slimani oder Simon Desues im Jahr 2014 und fand seinen vorläufigen Höhepunkt mit Kinoproduktionen von Freshtorge oder den Lochis in den vergangenen Monaten. Bibi, Betreiberin des Videokanals „Bibis Beauty-Palace“, ging in der Fernsehsendung „TV total“ sogar mit ihrem eigens entwickelten Duschschaum hausieren. Noch aufdringlicher war allerdings das ehemalige Youtuber-Paar Dagi Bee und Liont. Beide schafften es selbst dann noch, sich und ihre Produkte perfekt zu inszenieren, als sie in einem zwölfminütigen Video ihre Trennung erklärten. Den Goldenen Affen 2015 erhalten somit alle narzisstischen Youtuber für stumpfe Selbstinszenierung und einfühlslose Eigenwerbung.
(Laudator: Ben Marc, 20 Jahre)

Foto: FOTOLIA; RAUFELD
Foto: FOTOLIA; RAUFELD

… Profilbild-Filter: Dieses Jahr kam man nicht mehr an ihnen vorbei: Die Rede ist von Facebook-Profilbild-Filtern. Angefangen hat alles mit dem Regenbogenfilter, der ausdrücken soll, dass man die Einführung der Homoehe unterstützt. Zuletzt legten unzählige Facebook-Nutzer die französische Flagge über ihr Foto, um nach den Terroranschlägen von Paris Solidarität mit Frankreich auszudrücken. Ja, prinzipiell unterstütze ich solche Aktionen, die Mitgefühl und Unterstützung ausdrücken. Jedoch musste ich feststellen, dass eine große Anzahl an Nutzern diese Funktion in Anspruch nimmt, weil sie diese als Hype verstehen, als eine Art softe Challenge, als ein Dazugehören. Deswegen dürfen nun alle Facebook-Nutzer ihr Bild vergolden, die mit Farben ihr Profil, aber nicht mit gleichem Engagement ihr Leben pimpen. Herzlichen Glückwunsch zum Goldenen Affen.
(Laudatorin: Corinne, 19 Jahre)

Foto: DPA
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… Tim Renner: Man sollte meinen, dass Kulturstaatssekretär Tim Renner als früherer Musikmanager weiß, wo die Musik spielt. Doch schon Anfang des Jahres bekam man den Eindruck, Renner setze Prioritäten nicht zugunsten der Kunst, sondern vielmehr zugunsten des Geldes. So dachte er laut über die Nachfolge des Volksbühnen-Intendanten Frank Castorf nach und erntete mit dem Vorschlag, Kurator und Tate-Modern-Leiter Chris Dercon einzusetzen, Kritik. Der Intendant des Berliner Ensembles, Claus Peymann, bezeichnete ihn als „größte Fehlbesetzung des Jahres“, was Renner ziemlich kaltließ. Sein zweiter Versuch guter Politik im Sinne der Kulturstadt Berlin ging ebenfalls gründlich daneben: Bei der Verteilung der Haushaltsgelder bekamen nur große Häuser wie die Opernstiftung Zuschüsse, die Kinder- und Jugendtheaterszene ging leer aus. Anfang Dezember wurde dann zwar doch noch verkündet, der Etat werde um jährlich 600 000 Euro aufgestockt – jedoch erst, nachdem sich der Regierende Bürgermeister Michael Müller eingeschaltet hatte.
(Laudatorin: Aniko Schusterius, 19 Jahre)

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Kategorien Gesellschaft Lifestyle Zwischendurch

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