Ben Marc vermutet hinter der Condom Challenge eine Verschwörung.
Wir nähern uns dem Jahresende und stehen noch einmal vor einer großen Herausforderung: der Condom Challenge. Es handelt sich dabei um den rückschrittlichen Nachfolger der Ice Bucket Challenge aus dem Sommer vergangenen Jahres. Damals sollte das Überschütten mit Eiswasser Loyalität mit ALS-Erkrankten ausdrücken und zu Spenden für die Erforschung des Nervenleidens aufrufen. Bei der Condom Challenge fehlt die Wohltätigkeit von vornherein, der Voyeurismus hat vollends Überhand gewonnen: Ein meist jugendlicher Teilnehmer sitzt halb entblößt im Badezimmer, hinter ihm steht ein Assistent und lässt ihm eine Kondom-Wasserbombe auf den Kopf fallen, welche diesen dann zumeist umschließt. Die Motivation zur Teilnahme und anschließenden Veröffentlichung des Mitschnitts in sozialen Medien gibt Rätsel auf – wahrscheinlich handelt es sich schlichtweg um Selbstdarstellungswahn.
Ebenso unklar ist noch die Herkunft des Trends: Entstammt er einer völlig aus dem Ruder gelaufenen Kampagne des Bundesministeriums für gesundheitliche Aufklärung? Einem geglückten Schachzug der Wirtschaft, um die Nachfrage an Kondomen in Zeiten wachsender Geburtenraten und des Endes der chinesischen Ein-Kind-Politik aufrechtzuerhalten? Oder aber dem Versuch einer erzkonservativen Religionsgemeinschaft, große Bestände des weltweit am weitesten verbreiteten Verhütungsmittels zu vernichten? Zumindest ist der asexuelle Spaß an Kondomen keine neue Erfindung. Seit mehr als sieben Jahren kursieren im Netz vereinzelt Videos einer Vorläufer-Aktion, in der die Teilnehmer ein Kondom durch die Nase schnupfen und anschließend oral aushusten. Dass frei bewegliche Kondome in Röhrensystemen nichts zu suchen haben, lernten wir bereits in der sechsten Klasse, als man uns davon abriet, diese nach Gebrauch in die Toilette zu werfen. Dass der Warnhinweis berechtigt ist, dürfte auch der letzte Proband merken, wenn ihm unter Atemnot die Ähnlichkeit zwischen Abfluss und Rachen bewusst wird. Nicht ungefährlich ist auch die aktuelle Challenge-Version, bei der der Kopf von einer luftdichten Latex-Wassermasse umschlossen wird. Vielleicht ist dies ja auch der einzig logische Schluss der Aktion: Sex ohne Verhütung ist riskant. Verhütung ohne Sex aber auch.
Von Ben Marc, 20 Jahre
Condom Challenge, Biernominierung, Ice Bucket Challenge – habt ihr schon einmal mitgemacht? Verratet es uns.