Eine Onlineplattform listet öffentliche Fundstellen für Obst, Beeren und Nüsse auf. Unsere Jugendredakteurin geht auf die Jagd
Apfel, Birne, Pflaume, und alles bio? Das schmälert schnell das Monatsbudget. Doch dank Mundraub. org können junge Leute künftig sparen. Die kostenlose Webseite bietet eine interaktive Karte, die Standorte von Nutzpflanzen auf öffentlichem Gelände listet. Einfach Wohnort und Postleitzahl eingeben, schon werden Kirschbäume, Haselnusssträucher und Co in der näheren Umgebung angezeigt. Aber wie verlässlich ist die Karte wirklich?
Standort Nummer eins liegt in einer Einfamilienhaussiedlung. Links und rechts der schmalen Straße stehen hohe Haselnussbäume. Volltreffer. Doch was die Webseite nicht verrät: Wer ernten will, muss überdurchschnittlich groß sein oder eine Leiter im Rucksack haben.
Ein paar Straßen entfernt, auf einer verwilderten Freifläche hinter einer Mehrzweckhalle, sollen Pflaumen und Walnüsse zu finden sein. Das hohe Gras kitzelt an den Waden. Ein Hund tollt mit seinem Besitzer durch die Einöde. Offene Flächen wie diese werden häufig auf Mundraub. org vermerkt. Abseits der Menschenströme hatten die Früchte die Chance, groß und rund zu werden. Die Nüsse hingegen sind noch nicht reif. Dafür entdeckt der aufmerksame Mundräuber noch einen Birnenbaum.
Der dritte Standort, der um sein Obstgeheimnis gebracht werden soll, ist sogar mit Foto im Netz verzeichnet. So ist es nicht schwer, ihn am Rand einer Hauptstraße zwischen alten Rotbuchen auszumachen. Oft gestutzt und schräg im Wind, trägt er einzelne Birnen. Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland hätte seinen Baum vermutlich besser gepflegt. Doch für ein Stadtgewächs sieht der Stamm noch sehr stabil aus. Lange Arme oder eine Räuberleiter ermöglichen die Ernte.
Vor der Naturschutzpolizei oder lauernden Nachbarn müssen sich Mundräuber nicht fürchten. Alle verzeichneten Obstbäume und Kräuterbüsche unterliegen keinem Eigentumsrecht. Hier gilt nur: Teilt eure Entdeckungen und seid bereit, etwas zurückzugeben, indem ihr bei der Pflege helft. Wer das einmal verstanden hat, wird sich regelmäßig an den überraschend zahlreichen Obstverstecken Berlins erfreuen können.
Aniko Schusterius, 19 Jahre