Feiern für Frühaufsteher

Bei der neuen Partyreihe Morning Gloryville wird in den Tag hineingetanzt – statt aus ihm heraus

Von Laura Patz , 21 Jahre

Mittwoch, 6.30 Uhr. Auf dem Weg zum Kesselhaus in der Kulturbrauerei höre ich das dumpfe Dröhnen der Bässe. Ich treffe auf erste Menschen, die im regnerischen Grau des angebrochenen Tages ungewöhnlich gut gelaunt wirken. Ich betrete die weitläufige, gut gefüllte Tanzfläche. In diesem Augenblick verstehe ich endlich, was die Leute immer meinen, wenn sie von guten „Vibes“ sprechen. Als ich mir eine halbe Stunde nach Partybeginn den Weg in die Mitte der tanzenden Meute bahne, praktizieren andere am Rand schon den Sonnengruß auf eigens dafür ausgebreiteten Matten oder lassen sich auf der oberen Etage,von der aus man die Halle überblicken kann, massieren.

Mitreißende Beats, Wake-up-Massagen, Yoga und gesunde Smoothies: Morning Gloryville verspricht einen ungewöhnlichen Start in den Tag. Foto: Manolo Ty
Mitreißende Beats, Wake-up-Massagen, Yoga und gesunde Smoothies: Morning
Gloryville verspricht einen ungewöhnlichen Start in den Tag.
Foto: Manolo Ty

Verrückt gekleidete Menschen, die in einem bunt geschmückten alten Fabrikgebäude zu lauter Musik tanzen und scheinbar die Zeit vergessen haben, trifft man sonst nur am Wochenende in den einschlägigen Clubs der Stadt. Bei Morning Gloryville,einer Party, für die ich mir den Wecker auf 5.30 Uhr gestellt habe, kann man das alles an einem ganz normalen Mittwochmorgen erleben.

Die Partyreihe, die in London ihre Premiere feierte, gibt es seit wenigen Monaten in Berlin. Die Organisatoren wenden sich unter dem Motto „Rave your way into the day“ an alle, die gerne aktiv und gut gelaunt in den Tag starten möchten. Auch Kinder und Senioren treffe ich an. Die Partys finden einmal im Monat mittwochs von 6.30 Uhr bis 10.30 Uhr an wechselnden Locations statt und sind eine Mischung aus Kostümfest, Livekonzert und Fitness-Warm-up.

Was ich mir als schlechte Alternative zum Ausschlafen vorgestellt hatte,entpuppt sich als riesiger Spaß. Auch meine Freunde, die um diese Uhrzeit sonst nicht mal für Geld aus dem Bett klettern, springen, tanzen und lachen. Zwischendurch gönnen wir uns frische Smoothies mit Obst und Roter Bete oder wahlweise Spinat. Auch vegane Backwaren und Bio-Kaffee werden als Energielieferanten angeboten.

Das Konzept überzeugt mich schnell: Im Unterschied zur klassischen Afterhour nach einer durchzechten Nacht geht es hier um das Tanzen des Spaßes halber. Statt Zigaretten, Alkohol und sonstigen Drogen gibt es gesunde Snacks. Künstliche Gute-Laune-Macher braucht hier niemand. Jeweils drei DJs, immer dabei DJane Annie O, haben die richtigen Rhythmen dabei, um die Frühaufsteher in Bewegung zu halten und wach zu machen.

Gegen 10 Uhr verlasse ich die Party – mit leicht schmerzenden Füßen, aber hellwach und voller Elan. Auf dem Weg nach Hause, wo ich mir vor der Uni den pinken Glitzer aus den Augenwinkeln entferne, gräme ich mich ausnahmsweise nicht über die Leute auf der Straße, die mich schräg angucken. Die gute Laune überwiegt und am liebsten würde ich sie einladen,
das nächste Mal mitzukommen.

Eintrittskarten gibt es ab 8 Euro bzw. 15 Euro (Morgenkasse). Mehr Infos unter: www.facebook.com/morninggloryvilleberlin

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