Prominente müssen der Presse ständig Tausende Fragen beantworten. Die Jugendredaktion dreht den Spieß um: Wir geben den Prominenten Antworten – auf alle Fragen dieser Welt.
Christoph Kramer fragt die Jugendredaktion: „Warum gibt es nur noch so wenige Baumhäuser?“
Die Jugendredaktion antwortet: Lieber Christoph Kramer, Baumhäuser stehen ja irgendwie für eine glückliche Kindheit. Wir bringen sie sowohl mit Geborgenheit als auch mit Naturverbundenheit und Abenteuer in Verbindung. Zwangsläufig denkt man an glückliche Familienszenen: Vater und Sohn zimmern gemeinsam aus Holz und Schweiß ihr eigenes kleines Refugium im heimischen Garten. Ein sinnvoller Zeitvertreib, der die Eltern-Kind-Bindung stärkt. Zugleich steht das Baumhaus für Abenteuer und Fantasiewelten, in die man als Kind entfliehen kann. Als Stilelement kommt es in Filmen und Büchern für Jugendliche vor. Denken Sie nur an die Buchreihe „Das magische Baumhaus“ von Mary Pope Osborne, in der die Geschwister Anne und Philipp ein Baumhaus entdecken, mit dem sie durch Raum und Zeit reisen können.
Was bedeutet es nun für unsere Welt, dass das Baumhaus als Symbol für eine unschuldige Kindheit plötzlich immer seltener zu erblicken ist? Passt die Beobachtung in eine Reihe mit Feststellungen wie der, dass wir unsere Freunde nicht mehr auf dem Bolzplatz treffen, sondern im Onlinechatroom? Oder der, dass wir nicht mehr selbst durch den Wald toben, sondern das Computerspielfiguren für uns erledigen? Das Baumhaus –das Symbol schlechthin für eine Jugend, die noch in Ordnung war, in der man noch rausgegangen ist zum Spielen – findet in der modernen Welt einfach keinen Platz mehr. Ist der Schwund der Baumhäuser also einfach Sinnbild für die Abstumpfung der Jugend, hervorgerufen durch Smartphones und Internet?
Aber kann man es nicht auch so sehen: Wo Kinder früher im Baumhaus übernachteten und in Geschichten von Mary Pope Osborne eingetauchten, erleben sie heute Abenteuer gemeinsam in einer virtuellen Welt – über geografische Grenzen hinweg. Studien zur Freizeitgestaltung Jugendlicher belegen den Baumhausschwund übrigens in gewisser Weise. So hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung herausgefunden, dass sich Jugendliche immer weniger mit Freunden treffen – früher etwas, das man nachmittags draußen gemacht hat –, aber öfter bildungsorientierte Freizeitangebote nutzen. Das legt nahe, dass wir heute mehr für unsere Zukunft vorbauen – wohl auf Kosten des Baumhausbaus.
Ihr Julien Hoffmann (20 Jahre)