Krieg der Kleider

An der Kleiderstange wird geschubst und gedrängelt, was das Zeug hält – ob die Klamotten auch passen, ist vorerst zweitrangig. Foto: Swap in the City

Klamotten werden neuerdings nicht mehr gekauft, sondern wechseln auf Tauschpartys den Besitzer


Von Nastasia Achilles, 23 Jahre


Klamotten kaufen? Das war gestern. Heute wird Mode „geswapt“ oder, nicht ganz so cool ausgedrückt: getauscht. Ein Trend, der in den Modemekkas New York und London schon lange üblich ist, schwappt nun auch nach Deutschland über. Als Plattform dienen dafür eigens ins Leben gerufene Kleidertauschpartys wie die „Swap in the City“, die diesen Sonntag in Friedrichshain im Hotel nhow stattfindet.


Das Prinzip von „Swap in the City“ ist denkbar einfach: Die Örtlichkeit, an der das Event stattfindet, ist mehr oder weniger glamourös, die rund 700 Teilnehmerinnen modebegeistert, und ausgediente Kleidungsstücke werden untereinander ausgetauscht. Männer müssen draußen bleiben.


Die ganze Veranstaltung folgt allerdings einem streng durchorganisierten Ablaufplan: Die ausrangierten Kleidungsteile werden zunächst von einer Jury aus Modebloggerinnen begutachtet. Alles, was nach Vorstellung dieser Bloggerinnen „stylish“ ist, wird akzeptiert und kann später gegen die Kleidung der anderen Teilnehmerinnen getauscht werden. Pro mitgebrachtem Teil gibt es einen Jeton, für den die Modebegeisterten sich ein anderes aussuchen können, sodass am Ende niemand mehr mitnimmt, als er mitgebracht hat. Unmodisches wird aussortiert und darf an die Caritas gespendet werden.


Bevor der eigentliche Tausch beginnt, wird die abgegebene Kleidung sortiert und entsprechend präsentiert. Das dauert bis zu drei Stunden. Die lange Wartezeit können sich die Fashionistas an den unzähligen Ständen der Sponsoren des Tausch­events vertreiben. Hier gibt es Hairstyling, Kosmetika, kleine Geschenke sowie jede Menge anderer Teilnehmerinnen, die auch ihre Zeit totschlagen müssen und daher Schlange stehen. Die Stunden werden mit Warten verbracht – auf die kostenlosen Armbändchen am Stand eines Mode-Onlineshops, auf eine Massage und schlussendlich auf das eigentliche Event: Das Swappen.


Ist es dann endlich soweit, geht die große Schlacht um die Kleider los. Die Erfahrung einer der letzten „Swap in the City“-Veranstaltungen  hat gezeigt: Dabei scheint den Damen nahezu jedes Mittel recht. Ellenbogen werden ausgefahren und Handtaschen eingesetzt, nur um die Erste am Stand mit den Blusen in Größe S zu sein. Es wird geschubst, gedrängelt, man reißt sich gegenseitig Kleider aus den Händen. Ob die Bluse auch wirklich passt, ist nebensächlich und wird sich erst zu Hause herausstellen. Die Hauptsache ist: Frau hat sie. Es dauert nicht lange, bis die Kleiderstangen leer sind. Der Saal ist geplündert. Und draußen sitzen die modesüchtigen Damen, zu entkräftet, um nach Hause zu gehen.


Swap in the City findet am 14. April ab 16 Uhr im Hotel nhow in der Stralauer Allee 3 statt. Tickets kosten 18,60 Euro.

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