Mehr als tausend Tiere für jeden Deutschen



Die Vegetarische Jugend wirbt für ein Leben ohne Fleisch. Der „Fleischatlas 2013“ liefert ihnen Argumente


Von Manisha Thakur, 16 Jahre



So gut haben es nicht viele Zuchttiere in Deutschland. Deshalb setzt sich die Vegetarische Jugend für ihren Schutz und weniger Fleischkonsum ein. Foto: Fotolia/Kalinovsky Dmitry

Durchschnittlich 1 094 Tiere isst jeder Deutsche in seinem Leben. Das geht aus dem „Fleischatlas 2013“ hervor, der vor Kurzem erschienen ist. Das ist zu viel, sagen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Heinrich-Böll-Stiftung, die den „Fleischatlas“ zusammen mit der Zeitung „Le Monde diplomatique“ herausgegeben haben. Vegetarier sind dieser Meinung sowieso. Sie machen allerdings weniger als zwei Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Die Zahl der jugendlichen Vegetarier ist noch geringer. Dennoch haben sie eine eigene Interessenvertretung: Die Vegetarische Jugend (VeJu), die es seit 2008 gibt, organisiert Kongresse und Vorträge, nimmt an Tierrechtsdemonstrationen teil und bietet Beratungen beim Schritt, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren, an.

„Regelmäßig wird von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) festgestellt, dass Menschen, die sich nicht konsequent vegetarisch oder vegan ernähren, zu viel Fleisch konsumieren“, sagt Julien Ferrat, Bundesvorsitzender der VeJu. Was genau Vegetarismus eigentlich ist, darüber gibt es jedoch unterschiedliche Ansichten. Viele Vegetarier essen kein Fleisch, aber Fisch. „Vegetarismus bezeichnet eine fisch- und fleischlose Ernährung“, meint hingegen Ferrat.

Das Argument, Vegetarier würden unter Nährstoffmangel leiden und gerade Jugendliche, die noch im Wachstum sind, bräuchten auch tierische Fette und Eiweiße, kann Ferrat nicht nachvollziehen. Bei einer ausgewogenen Ernährungsweise sei das kein Problem.

Allerdings sagt er auch offen, dass gesundheitliche Aspekte für die meisten VeJu-Mitglieder nicht im Vordergrund stünden: „Die Motivation der Mitglieder von VeJu, sich vegetarisch zu ernähren, ist in erster Hinsicht ethisch begründet.“ Ökologische und gesundheitliche Vorteile kämen jedoch auch hinzu. Manchmal gelingt es der Organisation, junge Leute zum Vegetarismus zu bewegen. „Der Anblick, wie ein Tier betäubt und anschließend getötet wird, löst bei vielen einen Umdenkprozess aus. Viele wollen das nicht unterstützen“, sagt Ferrat, „bei vielen scheitert es jedoch an der Bequemlichkeit.“

Die Organisation gründete sich nach dem Welt-Vegetarier-Kongress 2008 in Dresden, da auf der Veranstaltung deutlich geworden war, dass es gerade unter jüngeren Vegetariern verstärkt den Wunsch gab, sich zu vernetzen. Inzwischen setzt sich die VeJu auch für Tierschutz ein. „Wir wollen unnötiges Tierleid beenden und setzen uns deshalb auch für Tierrechte ein. Wir appellieren aber ebenso an jeden Einzelnen, durch sein eigenes Konsumverhalten das Schlachten von Tieren nicht zu unterstützen“, so Julien Ferrat. Auch ihm ist jedoch klar, dass es nicht einfach ist, sich von einer Ernährung mit Fleisch auf eine Ernährung ohne Fleisch umzustellen. Doch laut Ferrat bedeutet „eine Umstellung auf eine vegetarische Ernährung für die meisten eine gesündere Lebensweise“. Es lohne sich also, es zu versuchen. Dass sie mit diesem Argument nicht alle erreichen, wissen die VeJus selbst.

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