Fußball 2.0

Rund ums runde Leder

Neulich ging ich durch einen der vielen Parks in Berlin spazieren. Es waren auch Hundebesitzer unterwegs. So wunderte ich mich nicht, als ich Sätze wie „Komm, hol den Ball!“ und „Ja fein! Hast du toll gemacht!“ hörte. Aber als ich um eine Wegbiegung kam und sah, an wen diese Sätze gerichtet waren, war ich schockiert: Einige Jungs spielten Fußball und freuten sich über ihre Ballkünste. So sprechen sie also miteinander, die Fußballbegeisterten. Für mich sind sie ohnehin eine besondere Spezies. Das fängt schon bei dem Spiel selbst an. 22 Menschen jagen einem Ball hinterher und gehorchen einem Trainer, wie sie niemals der eigenen Mutter gehorcht haben.

 

Der Ball rollt davon und alle Spieler hinterher. Hinzu kommt, dass viele Fußballfans dieses Hinterherjagen nicht nur selbst praktizieren, sondern auch noch am Fernseher verfolgen. Am besten in ebenfalls mannschaftsgroßen Gruppen, dann kann besser philosophiert und diskutiert werden, über Ballwunder und Schwalben.

 

Als ob es nicht reichen würde, den Lieblingssport seinem Nachwuchs nahezulegen, im Stadtpark das Kicken unter Freunden so ernst zu nehmen, als würde man die Weltmeisterschaft ausrichten und den Sport von der Bundes- bis zur Kreisliga am Fernseher zu verfolgen, gibt es nun auch noch eine neue Möglichkeit, eine Fußballerkarriere am Computer zu starten: Seit letzter Woche steht das Fußball-Computerspiel „Fifa 13“ in den Geschäften. Ich habe mich bei – in der Mehrzahl männlichen – Mitgliedern meines Freundeskreises umgehört: Das Spiel wurde sehnlichst erwartet. Wer es als Erster gekauft hatte, war so angesehen wie sonst nur Kaiser Franz. Mir ist klar, dass der Fußball vielen Veränderungen unterliegt. Deshalb kann ich auch das Prinzip verstehen, jedes Jahr neue Fußballspiele für Computer und Spielkonsolen auf den Markt zu bringen. Ich sehe auch ein, dass der Ball den Stress mit Freundin und den Eltern vergessen lässt. Aber ehe man den Sport sitzend vor dem Computer ausübt, sollte man doch besser mit den Kumpels im Park kicken. Und nein, dabei muss nicht gesprochen werden, als würde man mit einem Hund Ball spielen. Und wo wir gerade beim Thema sind: Ich hoffe, ich habe mich mit dieser Meinung jetzt nicht ins Abseits geschossen.

 

Lisa Brückner (22 Jahre)

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