Wo lässt es sich besser leben – In der Stadt oder auf dem Land?

Andreas, 16 Jahre, fragt: Wenn Du jetzt gefragt wirst, ob Du lieber in der Stadt oder auf dem Lande leben wollen würdest, wie würdest Du Dich entscheiden?

 

Herr Höff antwortet: Land- und Stadtleben haben natürlich jeweils Vor- und Nachteile. Ich sehe mehrere Möglichkeiten, sich zu entscheiden.

 

Einerseits kann man dort bleiben, wo man ist und nicht weiter darüber nachdenken. Andererseits kann man es machen wie der Esel in der Fabel von „Buridans Esel“, der sich zwischen zwei gleich großen und gleich gut duftenden Heuhaufen nicht entscheiden kann und am Ende verhungern muss. Das wäre etwa der Fall, wenn man immer zwischen Großstadt und Bauernhof schwankt und weil man sich nicht entscheiden kann, sein ganzes Leben in einer Stadt mit 50 000 Einwohnern verbringt, die man nicht mag.

 

Oscar Wilde zeigt in seinem Theaterstück „Ernst sein ist alles“ einen weiteren Lösungsansatz: Zwei junge Männer aus der englischen Oberschicht treffen sich öfter zu Kneipentouren oder anderen Unternehmungen. Der eine wohnt auf dem Land, der andere in der Stadt. Eingebunden in das strenge Korsett geltender Verhaltensnormen, können sie ihre Eskapaden nicht öffentlich praktizieren. Sie fahren dorthin, wo sie keiner kennt. Dafür immer neue Ausflüchte zu suchen, ist ihnen zu mühsam. Deshalb haben beide eine immer passende Ausrede. Der auf dem Land lebende Mann hat angeblich einen verlotterten Bruder in der Stadt, der nicht mit seinem Geld zurechtkommt und auf die moralische und auch finanzielle Unterstützung des „ordentlichen“ Bruders angewiesen ist. Ein guter Grund, öfter mal in die Stadt zu fahren, um sich um den Bruder zu kümmern. Der andere hat einen halbtoten Verwandten, der dringend besucht werden muss. So können sie ihren Aufenthalt je nach Laune zwischen Stadt und Land wechseln.

 

Was mich betrifft: Ich wohne, wo ich wohnen will, nämlich mitten im quirligen Zentrum Berlins. Diese Gegend habe ich mir vor langer Zeit ausgesucht und sie gefällt mir immer noch. Allerdings wird meine Straße in letzter Zeit fast dauerhaft von Touristen bevölkert. Vermutlich steht in irgendeinem Reiseführer, dass hier viel los ist, was für die Abende und Nächte auch zutrifft. Am Tag aber suchen die Touristen vergeblich etwas Sehenswertes, was sie nicht davon abhält, allein oder in Scharen auf der Straße herumzustehen. Mangels interessanter Attraktionen sehen sie sich die Straßenbahnschienen und Verkehrsschilder an oder die anderen Touristen, die auch nicht wissen, was sie hier wollen.

 

Dein Manfred

 

Wer sind eigentlich diese Alter Egos, die mit der Kraft der zwei Erfahrungsschätze, in allen Lebenslagen Rat wissen? Frau Haube und Herr Höff haben sich 2010 in unserem Superoma- und Superopa-Casting durchgesetzt und beantworten seitdem eure Fragen. (Habt ihr eine? Schreibt uns unter blz-jugendredaktion@berliner-zeitung.de)

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